Nur im Saarland gehen noch mehr Menschen wegen Überlastung in Frührente, ergab eine Auswertung der Rentenversicherung. Betriebe tun wenig.

Hamburg. Mit durchschnittlich 52 Jahren ist Schluss: Während in der nächsten Generation ein Arbeitskräftemangel droht, steigt bei den aktuell Erwerbstätigen die Zahl derer, die in Frührente gehen. In Hamburg verließen im vergangen Jahr 1724 Menschen wegen psychischer Erkrankungen vorzeitig das Berufsleben, teilte am Freitag die Techniker Krankenkasse unter Berufung auf Auswertungen der Deutschen Rentenversicherung mit.

Überlastung, Sucht, Seelenprobleme - für 713 Männer und 1011 Frauen war dies der Grund, um in der Hansestadt in Frührente zu gehen. Damit seien bei den Frauen 57,7 Prozent und bei Männern 42,2 Prozent aller Frührenten psychisch bedingt. Hamburg liege mit diesem Wert im Vergleich der Bundesländer hinter dem Saarland an zweiter Stelle, so die TK.


"Termindruck, ständige Erreichbarkeit und die Angst um den Arbeitsplatz gehen an vielen Menschen nicht spurlos vorbei", sagt Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg. Für Firmen werde es immer wichtiger werden, rechtzeitig Belastungen im Arbeitsumfeld zu erkennen und den gesundheitlichen Folgen wie Burnout oder Sucht entgegenzuwirken. Allein wegen einer Abhängigkeit von Suchtmitteln wie Alkohol oder Tabletten gingen im vergangenen Jahr 126 Männer und 44 Frauen aus Hamburg in Frührente.

Die Betriebe kümmern sich nach Einschätzung der Krankenkasse zu wenig um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter: Zwei Drittel kleinerer Unternehmen (bis 200 Beschäftigte) und die Hälfte größerer Firmen (bis 500 Mitarbeiter) sind bei diesem Thema laut Initiative Gesundheit und Arbeit nicht aktiv.

Neun von zehn Unternehmen geben als Grund den Vorrang des Tagesgeschäfts an.