Am Sonnabend entscheidet der Senat, ob Baukonzern Hochtief oder die städtische ReGe das Mega-Bauprojekt in Hamburg fertigstellen wird.

Hamburg. Die Hamburger Elbphilharmonie wird nach Medien-Informationen knapp 200 Millionen Euro teurer als bisher geplant. Ob das Konzerthaus mit dem Baukonzern Hochtief oder ohne Hochtief fertiggebaut werden soll, will der Hamburger Senat am Sonnabend ab 9 Uhr in einer Sondersitzung entscheiden. Seit Jahren streiten sich die Stadt und der Baukonzern Hochtief um das Jahrhundertbauwerk.

Ursprünglich sollte die Elbphilharmonie den Steuerzahler 77 Millionen Euro kosten und 2010 fertig sein. Zwischenzeitlich war von 323 Millionen Euro die Rede gewesen. Insgesamt kalkuliert die Stadt für das komplette Gebäude mit Hotel und Tiefgarage nun Kosten von 575 Millionen Euro ein.

Fertigestellt werden soll das Konzerthaus nach neuer Planung 2016; die Eröffnung ist dann für Frühjahr 2017 vorgesehen

Seit mehr als einem Jahr ruhen die Bauarbeiten auf der - neben dem Berliner Schloss – größten Kultur-Baustelle Deutschlands. Der Grund: Die Stadt und der Baukonzern Hochtief streiten sich um immer höhere Kosten und Zeitverschiebungen. Zwei Ultimaten zum Weiterbau hat die Stadt dem Baukonzern bereits gestellt. Doch nichts ist passiert. Der Druck auf Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) wird immer größer: „Bauen Sie jetzt endlich fertig!“, fordert nicht nur die Opposition.

Scholz muss nun ausbaden, was ihm der CDU-Vorgängersenat eingebrockt hat. Er befindet sich in einer Zwickmühle: Egal wie er sich entscheidet, beide Wege werden vor allem gravierende finanzielle Folgen haben. „Keine der Lösungen ist ideal“, kündigte Scholz an. Und egal, welchen Weg der SPD-Senat wähle: „Ich will ausdrücklich sagen, dass beide mit großem finanziellen Aufwand für die Stadt verbunden sein werden“, betonte er diese Woche vor der Bürgerschaft. Deshalb sollten auch die vier Oppositionsparteien die Gelegenheit haben, dazu ihre Meinung zu sagen, „damit es nicht eine Entscheidung ist, die der Senat alleine trifft.“

Der Weiterbau mit Hochtief ist eigentlich die sicherere Variante: Der Essener Baukonzern kennt sich am besten auf der hoch komplizierten Baustelle aus, weiß, wie es weitergeht und wo es noch hakt. Hochtief betont auch immer wieder, dass sie das Jahrhundertbauwerk zusammen mit der Stadt zu Ende bauen wollen, doch dann ging es trotzdem nicht voran. Anfang Juli hatten sich beide Parteien bereits auf ein Eckpunktepapier verständigt, das nur noch in eine rechtsverbindliche Form gebracht werden musste. Doch diese Verhandlungen ziehen sich jetzt bereits seit mehr als fünf Monaten hin. Als Ende November endlich das Saaldach abgesenkt wurde – einer der Hauptstreitpunkte -, sah es so aus, als würde es weitergehen.

Doch das Vertrauen in Hochtief ist tief erschüttert. Deshalb könnte es auch sein, dass sich Scholz für eine Trennung von Hochtief entscheidet, auch wenn die Risiken bei dieser Variante wahrscheinlich noch größer sind. „Das ist – ich will es ausdrücklich sagen – ganz bestimmt kein leichter Weg“, sagte Scholz. Die Stadt, vertreten durch die städtische Realisierungsgesellschaft (Rege), würde das Projekt dann in Eigenregie übernehmen und alle noch ausstehenden Arbeiten neu an verschiedene Handwerksbetriebe und Bauunternehmen vergeben. Dann müsste man neue Komplikationen oder technische Probleme bei diesem „einzigartigen Bauwerk“ einkalkulieren, kündigte Scholz an. Die Stadt müsste das Konzerthaus vorfinanzieren und die juristischen Auseinandersetzungen mit Hochtief würden sich über Jahre hinziehen.

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