Annemarie Dose (84) hat sich 18 Jahre lang um Bedürftige gekümmert. Jetzt wird die Gründerin der Hamburger Tafel mit einer Feier geehrt.
Hamburg. Abschiedsfeier für die „Mutter der Tafeln“: Annemarie Dose, die Gründerin und langjährige Vorsitzende der Hamburger Tafel, wird am heutigen Mittwoch im Internationalen Maritimen Museum aus ihrem Ehrenamt verabschiedet. Die 84-Jährige hat sich 18 Jahre lang um einen gedeckten Tisch für Bedürftige gekümmert – und entscheidend dazu beigetragen, dass sich der Tafel-Gedanke bundesweit durchsetzte.
1994 gründete Dose die Hamburger Tafel. Das Projekt begann in einem kleinen Raum mit wenigen Helfern. Inzwischen sind mehr als 100 ehrenamtliche Mitarbeiter dabei – als Fahrer, als Beifahrer, im Büro oder im Lager. Sie sammeln nicht mehr verkaufsfähige, aber noch essbare Lebensmittel ein und versorgen damit Dutzende sozialer Einrichtungen sowie Lebensmittel-Ausgabestellen. Außerdem bietet die Hamburger Tafel kostenlose Kochkurse für junge Eltern, Kinder und Jugendliche an.
Für ihr Engagement bekam Dose mehrere Auszeichnungen – unter anderem das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse im Jahr 2009. Sie hatte nach dem Tod ihres Mannes nach einer sinnvollen Beschäftigung gesucht. „Der ganze Laden ist damals aus Egoismus entstanden“, hat sie einmal erzählt. „Eigentlich wollte ich mich selber retten. Da kam mir die Idee, Lebensmittel der Überschussproduktion an die Armen zu verteilen, gerade recht.“ In den USA war bereits 1982 „City Harvest“ gegründet worden. Nach diesem Vorbild deckten 1993 Berliner Frauen die erste Armen-Tafel in Deutschland.
Aber erst die Hamburger Initiative der charmanten und energischen Annemarie Dose brachte ein Jahr später den Durchbruch. Sie trommelte so erfolgreich für das Projekt, dass es in Deutschland inzwischen fast 900 Tafeln gibt. „Bundesweit versorgen sie regelmäßig über 1,5 Millionen bedürftige Personen mit Lebensmitteln – knapp ein Drittel davon Kinder und Jugendliche“, heißt es beim Bundesverband Deutsche Tafel in Berlin.
Ende Oktober zog sich die 84-Jährige aus dem Vorstand der Hamburger Tafel zurück. Als Nachfolger wählten die Mitglieder des Vereins Achim Müller. Dose bleibt der Tafel allerdings mit ihrer Erfahrung und ihren Kontakten als Ehrenvorsitzende erhalten.