Nach vier Krisenjahren drohten zahlreiche Insolvenzen, wenn nicht schnell Hilfe vom Staat komme, sagte der Reeder-Präsident.

Hamburg. Der Schifffahrtsstandort Deutschland mit rund 30.000 Arbeitsplätzen ist nach Ansicht der Reeder akut in Gefahr. Nach vier Krisenjahren drohten zahlreiche Insolvenzen, wenn nicht schnell Hilfe vom Staat komme, sagte Michael Behrendt, der Präsident des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch). „Die Bundesregierung muss entscheiden, ob sie Hilfe gewähren will. Und sie muss wissen: Wenn sie es nicht tut, wird das dramatische Folgen haben“, sagte Behrendt, der im Hauptberuf Deutschlands größte Linienreederei Hapag-Lloyd führt. Behrendt forderte eine zeitlich begrenzte Entlastung der schiffsfinanzierenden Banken durch die Staatsbank KfW. Dabei sei Eile geboten: „Wir brauchen eine Entscheidung bis zum Jahresende.“

Von der Schifffahrtskrise seien insbesondere die Vermieter von Handelsschiffen (Charterreeder) betroffen. Es werde zwei bis drei Jahre dauern bis die Überkapazitäten in diesem Markt verschwunden seien. „Die Charterreeder brauchen Hilfe, um diesen Zeitraum zu überstehen“, sagte Behrendt der Zeitung. Aber auch das Geschäft der Transporteure, also der Linienreeder wie Hapag-Lloyd, läuft im Moment nicht rund. Dass die Frachtraten auf der wichtigen Route zwischen Asien und Europa derzeit wieder sinken, bezeichnete Behrendt als „unerfreuliche Entwicklung“. Von dem üblichen Nachfrageschub im Herbst sei nichts zu spüren. „Das haben wir in dieser Form noch nicht erlebt“, sagte Behrendt.