Auf einer Tagung in Hamburg werden an diesem Wochenende jene turbulenten Monate aufgearbeitet. Etliche Zeitzeugen sind dabei.

50 Jahre nach der „Spiegel“-Affäre sind die Erinnerungen von Altbundeskanzler Helmut Schmidt an den Politik-Skandal am Sonntag in Hamburg gefragt. Zuvor hatte am Sonnabendabend der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) seine Erinnerungen an jene dramatischen Tage im Oktober 1962 geschildert. „Ich hatte das Gefühl, es wird kälter im Land“, sagte Genscher rückblickend.

Nach einem kritischen „Spiegel“-Artikel über die Bundeswehr („Bedingt abwehrbereit“) war im Oktober 1962 die Hamburger Zentrale des Nachrichtenmagazins durchsucht worden. Die Initiative ging damals auch von Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß (CSU)aus.

Der SPD-Politiker Helmut Schmidt, zu der Zeit Innensenator in Hamburg, wurde eingeladen, sich den Fragen des „Spiegel“-Chefredakteurs Georg Mascolo zu stellen. Zuvor steht ein spannendes Treffen auf dem Programm: die Tochter des „Spiegel“-Gründers Rudolf Augstein (1923-2002), Franziska Augstein (48), und Strauß-Tochter Monika Hohlmeier (50) wollen über das Verhältnis ihrer Väter zueinander berichten.

Mit ihrer These, wonach mit der „Spiegel“-Affäre 1962 das Jahr 1968 mit den Studentenrevolten begonnen habe, hatte Franziska Augstein in der vergangenen „Spiegel“-Ausgabe bereits am Samstag etlichen Podiumsvertretern eine Steilvorlage geliefert.

Nach der Durchsuchung der Redaktion 1962 wegen der Vorwürfe des Landesverrats und der Bestechung wurden mehrere Redakteure festgenommen. Herausgeber Rudolf Augstein kam für 103 Tage in Untersuchungshaft. Doch am Ende ging der „Spiegel“ als Gewinner aus dem Polit-Thriller hervor. Die Bundesregierung von Kanzler Konrad Adenauer (CDU) geriet in Bedrängnis, Strauß verlor sein Amt.