700 Patienten finden pro Jahr im Klinikum Hilfe - doch der Bedarf ist weitaus größer.

Die erste Zigarette mit zehn Jahren, der erste Joint mit zwölf oder 13, mit 15 täglicher Konsum von Cannabis, dazu Ecstasy und Alkohol: So sieht häufig die typische Suchtkarriere eines jugendlichen Patienten aus, der in der ambulanten Jugendsuchttherapie des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) behandelt wird. 700 Patienten sind es seit der Eröffnung jährlich, doch der Bedarf ist deutlich höher. Die Wartezeit für ein Erstgespräch beträgt im Durchschnitt drei bis vier Wochen. Nun gibt es auch die Möglichkeit für Jugendliche, im UKE eine stationäre Therapie zu machen. Zwölf Betten sind dafür vorgesehen.

Zielgruppe sind vor allem Cannabis-Abhängige, Amphetamin-Süchtige, Ecstasy- und Kokainabhängige, aber auch Alkohol und Computersüchtige im Alter zwischen 14 und 18 Jahren mit zusätzlichen psychischen Störungen.

"Die Patienten, die in den vergangenen Jahren in unserer Drogenambulanz behandelt wurden, kommen aus allen sozialen Schichten und Stadtteilen", sagt der Ärztliche Leiter der neuen Einrichtung, Prof. Rainer Thomasius. "Ein nicht unerheblicher Anteil stammt auch aus den Elbvororten und den Walddörfern." Zwar habe es vor Jahren einen Jungen gegeben, der bereits im Alter von neun Jahren dort behandelt wurde, "doch bei den meisten fängt es mit 14 an, viele Patienten sind 16 oder 17 Jahre alt".

So wie Lukas (Name geändert), ein 17-Jähriger, der seit Jahren Cannabis konsumiert. Wie viele andere jugendliche Drogensüchtige durchlebte Lukas eine unglückliche Entwicklung in der frühen Kindheit. Er wuchs ohne Vater auf, kam im Alter von sieben Jahren zu seiner Großmutter, weil seine Mutter an einer Psychose leidet. Mit 14 ging er wieder zurück zur Mutter. In diesem Alter begann er auch mit dem Konsum von Cannabis, der sich allmählich auf täglichen Konsum steigerte. Der Jugendliche leidet an depressiven Störungen, zudem klagt er über Müdigkeit, mangelnde Konzentrationsfähigkeit und Schlafstörungen. Zudem hat er seit zwei Jahren häufig konkrete Suizidabsichten. Vom UKE wurde Lukas eine stationäre Therapie empfohlen.

Insgesamt sind etwa zwei Drittel der Sucht-Patienten Jungen. Bei beiden Geschlechtern konsumieren etwa 50 Prozent ausschließlich Cannabis, die anderen 50 Prozent sind Mischkonsumenten. "Die meisten haben dazu sogenannte komorbide psychische Störungen, also Verhaltensauffälligkeiten wie Depressivität, Essstörungen bei den Mädchen und Hyperaktivität und Gewaltbereitschaft bei den Jungen", so Thomasius.

Laut Studien hat die Hälfte der Hamburger Schüler von 17 und 18 Jahren bereits Cannabiserfahrung. Und immer mehr Jugendliche betreiben Missbrauch mit Amphetaminen, Kokain und Alkohol. So geben sich beispielsweise 63 Prozent der 16- bis 17-jährigen Jungen mindestens einmal pro Monat dem sogenannten Koma-Trinken hin, bei den Mädchen ist es rund ein Drittel. Bei den jugendlichen Drogenkonsumenten konzentriert sich der Alltag auf Beschaffung und Konsum ihrer Drogen. Sie vernachlässigen soziale Kontakte und Hobbys, bemerken Einbußen in Leistungsfähigkeit und Gedächtnisleistung.

Bisher habe es das Problem der "schwankenden Motivation" bei der ambulanten Therapie gegeben, so Thomasius. "Die Anzahl der Abbrüche zu Beginn der Behandlung war sehr hoch." Nicht alle seien ambulant behandelbar. Deshalb sei es "ein toller Erfolg, dass wir die Jugendsuchtstation eröffnen konnten. Bundesweit ist es die einzige Einrichtung dieser Art, die die Synergie hat von Ambulanz, stationärer Therapie und Forschung." Nach angloamerikanischen Studien lägen bei Jugendlichen in stationären Therapien die Erfolgsquoten bei 45 bis 50 Prozent, erklärt Thomasius. "Wenn wir das auch erreichen, wäre das ein fantastischer Wert."