Ex-Bundesminister Heiner Geißler (CDU) sprach zum 100-jährigen Bestehen des ASB im Abendblatt-Center über den demografischen Wandel.

Mit eindringlichen Worten hat der ehemalige Bundesminister für Familie, Jugend und Gesundheit, Heiner Geißler, im Abendblatt-Center dafür plädiert, die ethischen Grundlagen unserer Gesellschaft zu erneuern. "Die Solidarität ist heute der Grundwert, der am meisten gefährdet ist", sagte Heiner Geißler vor mehr als 120 Gästen. Damit könne das demografische Problem zwar nicht gelöst werden - "aber deutlich entschärft".

Auf Einladung des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) Hamburg sprach Geißler 90 Minuten über Generationensolidarität und diskutierte anschließend mit Dr. Friedhelm Bartels (Vorsitzender ASB-Bundesverband) und dem Hamburger Bundestagsabgeordneten Niels Annen (SPD) über die Zukunft des Solidarprinzips. Moderiert wurde die Veranstaltung von Abendblatt-Chefredakteur Menso Heyl und Knut Fleckenstein, Geschäftsführer des ASB Hamburg.

Anlässlich seines 100-jährigen Bestehens will der Arbeiter-Samariter-Bund neue Denkanstöße in die sozialpolitische Diskussion bringen und hat eine vierteilige Veranstaltungsreihe unter dem Titel "Solidarität in der Krise?!" initiiert. "Wir möchten mit möglichst vielen Menschen in dieser Stadt ins Gespräch kommen und eine Diskussion anregen, was der Staat leisten muss, kann und sollte - und was die Gesellschaft beziehungsweise jeder Einzelne von uns leisten muss, kann und sollte", so Angelika Mertens, Landesvorsitzende des ASB Hamburg.

Zusammen mit dem ASB-Bundesvorsitzenden Dr. Friedhelm Bartels warnte sie davor, den Konflikt der Generationen zu dramatisieren. "Wir sollten uns weniger auf das Gegeneinander als das Miteinander der Generationen konzentrieren, in dem wir die Älteren stärker in die Gesellschaft einbinden - zum Beispiel beim Ehrenamt", sagte Dr. Friedhelm Bartels.

"Solidarität bedeutet wechselseitige Verbundenheit, Zusammengehörigkeit und Hilfe. Sie ist die Bereitschaft der Menschen, füreinander einzustehen und sich gegenseitig zu helfen - zwischen Starken und Schwachen, zwischen Alten und Jungen", sagte Niels Annen. "Kurz: Generationen stehen fürein- ander ein." Zudem müsse man zwischen zwei Formen der Solidarität unterscheiden: die private Form der Solidarität zum Beispiel innerhalb von Familien und die institutionalisierte Form der Solidarität - den Sozialstaat. Dort gebe es zwar Reformbedarf. "Das soll aber nicht heißen, dass das gesamte System in Gefahr ist."

In seinem Schlusswort sagte Knut Fleckenstein: "Unsere Stadt befindet sich im Aufwind. Aber ein Aufwind, der nur einen Teil unserer Bevölkerung mitnimmt, führt mittelfristig zu zunehmender Entsolidarisierung." Deshalb müsse man Antworten finden auf die Fragen, wie wir mit unseren Alten umgehen. "Dafür brauchen wir keinen Seniorensenator", so Fleckenstein. "Wir brauchen die Einsicht der Politiker aller Parteien, dass es sich hierbei um eine Querschnittsaufgabe handelt. Und eigentlich sollte das selbstverständlich sein." Der Appell von Angelika Mertens: "Die Menschen müssen wieder Lust auf die Zukunft bekommen!"

  • Die nächsten Themen und Termine: Am 24. Mai, von 19.30 Uhr an, spricht Volker Herres (Programmdirektor NDR-Fernsehen) über "Verantwortung der Medien für das Solidarprinzip". Gäste sind u. a. Hamburgs ehemaliger Bürgermeister Henning Voscherau. Am 7. Juni, ab 19.30 Uhr, spricht Monica Lierhaus ("Sportschau") über "Bürgerschaftliches Engagement - Wege zu mehr Solidarität". Gäste sind u. a. Staatsrat Dietrich Wersich. Anmeldungen per E-Mail an: Barbara. Eisenblaetter@asb-hamburg.de oder unter Tel. 040/83 39 81 21.