Jetzt wurden schon 160 Unternehmen mit dem Siegel ausgezeichnet. Dies soll einen Anreiz für gesuchte Fachkräfte schaffen.
Hamburg. Flexible Arbeitszeiten, Betriebskindergärten oder Kita-Zuschüsse: Die Wirtschaft in der Hansestadt wird immer familienfreundlicher. Gestern erhielten erneut 33 Firmen das Hamburger Familiensiegel. Damit sind inzwischen schon 160 kleine sowie mittelständische Betriebe mit mehr als 20 000 Mitarbeitern als besonders familienfreundlich ausgezeichnet worden.
Unter den 33 Unternehmen, denen Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) gestern das Siegel verlieh, ist auch das Möbelhaus Kabs. Robert Kabs, der mit seinem Bruder Jens das familieneigene Unternehmen führt, sagt: "Es ist ein Geben und Nehmen. Wenn Mitarbeiter engagiert arbeiten, müssen sie auch belohnt werden."
Kabs bietet in seinen Filialen unter anderem ein flexibles Arbeitszeitensystem, das es Eltern ermöglicht, Beruf und Familie zu vereinbaren und Zeit für die Betreuung ihrer Kinder zu haben. Mitarbeiter, die Nachwuchs bekommen, erhalten ein Geld- oder ein Sachgeschenk wie etwa einen Wickeltisch. "Wir fragen die Beschäftigten, was am Nützlichsten für sie ist", sagt Kabs.
+++ Familie und Job - so geht das +++
Das Entgegenkommen lohnt sich für die Unternehmen: So können sie gesuchte Fachkräfte besser für ihr Unternehmen begeistern.
Senator Scheele sagte, es sei wichtig, dass Eltern ihre Berufstätigkeit und die Betreuung ihrer Kinder leichter unter einen Hut bekommen könnten. "Besonders gut ist es, wenn Wirtschaft und Stadt Hand in Hand arbeiten."
Neben großzügigen Arbeitszeitregelungen punkten Firmen, die sich um das Hamburger Familiensiegel bewerben, auch zum Beispiel mit Heimarbeitsplätzen für Mütter oder Väter, finanziellen Unterstützungen für Kita-Plätze oder sogar eigenen Betriebskindergärten wie etwa bei der Firma Helm oder dem Hotel Grand Elysée.
Auch eine schnelle Umstellung auf eine zeitlich begrenzte Verringerung der Arbeitszeit, weil zum Beispiel Kinder kurzfristig besonders betreut werden müssen, gehören zu den zahlreichen Angeboten der Hamburger Unternehmen für ihre Beschäftigten.
Das Hotel Baseler Hof zum Beispiel bietet den Mitarbeitern jedes zweite Wochenende eine kostenlose Kinderbetreuung an. "Wir stellen einen Raum im Hotel zur Verfügung sowie die Verpflegung", sagt Personalleiterin SabineGoetz. Zudem werden in dem Hotel an Feiertagen meist kinderlose Beschäftigte eingesetzt, um Familien gemeinsame Stunden zu ermöglichen.
+++ Firmen müssen noch mehr tun +++
Beim Zeitarbeitsunternehmen afg, das wie der Baseler Hof gestern von Senator Scheele ausgezeichnet wurde, haben Mitarbeiter mit Kindern bei der Urlaubsplanung Vorrang. Auch wird ein Zuschuss zur Kinderbetreuung gewährt. In dringenden Angelegenheiten, zum Beispiel bei Erkrankung der Kinder, dürfen Eltern auch den Arbeitsplatz nach Absprache verlassen.
"Seit wir das Familiensiegel vergeben, ist Hamburgs Wirtschaft familienfreundlicher geworden", sagt Thomas M. Schünemann, Vizepräses der Handelskammer Hamburg. Die Kammer vergibt das Siegel seit fünf Jahren gemeinsam mit der Stadt und der Handwerkskammer. "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf liegt im ureigenen Interesse der Wirtschaft selbst", sagt Hjalmar Stemmann, Vizepräsident der Handwerkskammer.