Die Zeiten, in denen Unternehmen mögliche Umsätze nicht realisieren können, weil sie keine zusätzlichen Mitarbeiter finden, sind längst Realität. Laut einer Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young entgehen allein dem deutschen Mittelstand wegen fehlender Fachkräfte mindestens 30 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist dieser Zustand alarmierend. Zumal allein schon wegen der demografischen Entwicklung kaum Hoffnung auf eine Trendwende in naher Zukunft besteht.
Umso erfreulicher ist vor diesem Hintergrund, dass inzwischen immer mehr kleine und mittelständische Hamburger Firmen ihre Mitarbeiter nicht nur als Kostenfaktor sehen, sondern als wertvolles Gut. Mit Modellen wie Teilzeitarbeit für Beschäftigte mit Kindern, kostenlose Getränke im Unternehmen oder Betriebskindergärten können sie erreichen, dass die Besten einer Branche bei ihrem Betrieb anheuern. Die vor fünf Jahren gestartete Hamburger Allianz für Familien mit der Auszeichnung Familiensiegel ist ein gutes Projekt, mit dem Firmen beweisen können, dass sie es mit ihren Beschäftigten gut meinen.
Leider haben sich erst 160 Hamburger Unternehmen zertifizieren lassen. Das ist zu wenig bei insgesamt mehr als 180 000 zumeist kleinen und mittelgroßen Firmen in der Stadt. Hamburgs Wirtschaft muss sich bei den Arbeitsbedingungen noch wesentlich stärker in Richtung Familienfreundlichkeit bewegen. Denn sonst werden bald immer mehr Unternehmen zu denen gehören, die zwar viele Aufträge haben, aber keine Mitarbeiter, die sie abarbeiten.