Fast drei Jahre lang wurde das Atlantic für 30 Millionen Euro renoviert. Heute feiern 850 Gäste, darunter Bürgermeister Scholz und Udo Lindenberg.
St. Georg. Die größte Restaurierung in der mehr als 100-jährigen Geschichte des Hotels Atlantic Kempinski an der Alster ist abgeschlossen. Es wurden mehr als 30 Millionen Euro investiert. 245 Zimmer und Suiten präsentieren sich in neuem Gewand. Heute, zweieinhalb Jahre nach Beginn der Renovierungsarbeiten, wird im neuen Atlantic gefeiert: Die Hamburger Gesellschaft, die seit Jahrzehnten Ereignisse wie den Presseball in dem Traditionshaus zelebriert, wird sich ein Stelldichein geben. Hoteldirektor Peter Pusnik, seit 2009 der erste Mann in der Nobelherberge, erwartet rund 850 Gäste und ist mit dem Ergebnis der Sanierung zufrieden: "Das Atlantic hat seinen Platz als erste Adresse und gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt spätestens heute zurückerobert."
Davon wollen sich heute auch prominente Gäste wie Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), Elisabeth Fürstin von Bismarck, Kaffeekönig Albert Darboven sowie TV-Moderator Reinhold Beckmann überzeugen und dürfen sich am Austernbrunnen und an der Champagnerbar laben. Natürlich wird auch Sänger Udo Lindenberg, der seit mehr als 17 Jahren im Atlantic lebt und hier seine kreative "Panikzentrale" hat, dabei sein.
Das Atlantic mit der Weltkugel auf dem Dach ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Es wird liebevoll auch das "Weiße Schloss an der Alster" genannt, diente 1997 schon James Bond als Filmkulisse ("Der Morgen stirbt nie"). Seit 103 Jahren ist es eine der ersten Adressen für gekrönte Häupter, Superstars und Spitzenpolitiker.
+++ 600 Bewerber für 45 Lehrstellen im Luxushotel an der Alster +++
+++ Das Hotel Atlantic ist ein Fall für zwei +++
+++ Das "Atlantic" erhält seine fünf Sterne wieder zurück +++
Das Haus, seit 2011 wieder als Fünf-Sterne-Superior-Hotel ausgezeichnet, hat sich für die Party herausgeputzt: Die Gäste können sich davon ein Bild in den kernsanierten Zimmern und Suiten machen. Wer es groß mag, kann sich für ab 4500 Euro pro Nacht die 245 Quadratmeter große Atlantic-Suite in der vierten Etage mieten. Bodentiefe Fenster mit Alsterblick, zwei Bäder, eigene Luxusküche und Esszimmer inklusive - nur das Frühstück nicht.
Da die Schifffahrt und das Atlantic miteinander verbunden sind - das Haus wurde am 2. Mai 1909 für die Erste-Klasse-Passagiere von Luxuslinern eröffnet - zieren jetzt Schiffsmodelle die 76 Glasvitrinen in den Korridoren des Hauses. Die Künstler Heinke Böhnert und Carsten Westphal haben 254 Bilder für die neuen Räume gemalt.
Auch die Leistung der Bauarbeiter kann sich sehen lassen: 12 000 Quadratmeter Bodenfläche wurde erneuert, fast 100 Kilometer Kabel, Leitungen und Lüftungsrohre neu verlegt. 7800 Schalter, Taster, Steck- und Datendosen neu eingebaut.
Zuletzt wurde in der Hotelhalle ein neuer Teppich ausgelegt - eine Sonderanfertigung aus Wolle und Seide für immerhin 250 000 Euro - und die Wände gestrichen. Direktor Peter Pusnik beschreibt das Atlantic nach der abgeschlossenen Sanierung so: "Der Gast findet hier eine neue Definition von individuellem Luxus, der einen modernen Zeitgeist mit Sinn für Tradition und Wertigkeit kombiniert."
Die Gäste, ob prominent oder nicht, sind zufrieden: "Ich fühle mich hier einfach wohl, denn dieses Hotel hat so viel Flair", sagt Schauspielerin Loni von Friedl. Wenn sie die Halle betrete, sei es, wie nach Hause zu kommen. Auch Vertriebsmitarbeiter Bernd Henning wohnt seit 20 Jahren regelmäßig im Atlantic: "Der Service ist extrem charmant und unaufdringlich, fast schon familiär. Das macht dieses Haus einzigartig." Das dürften die 240 Mitarbeiter gerne hören, die vielfach seit Jahrzehnten hier arbeiten und Höhen und Tiefen erlebt haben. Denn bevor es mit der Sanierung begann, ging es bergab. Irgendwann wurden dann sogar die fünf Sterne nicht neu beantragt, und das Messingschild musste vorübergehend abmontiert werden.
Einer von denen, der etliche Geschichten über die Gäste erzählen könnte, ist Restaurantleiter Wilfried Kopf. Aber er tut es nicht: "Diskretion hat in einem Haus dieser Klasse höchste Priorität." Seit 17 Jahren arbeitet er im Atlantic-Restaurant mit Alsterblick. Er hat unzählige Prominente Gäste bedient. Altkanzler Helmut Schmidt ist einer von ihnen, Popmusiker Dieter Bohlen, der die Seezunge lobte, oder Hollywoodstar Goldie Hawn, die so begeistert vom Service war, dass sie Kopf ein Küsschen auf die Wange gab.
Aber eine Anekdote, die erzählt der 54-Jährige dann doch gerne. Als Rockstar Rod Stewart 2003 bei ihm im Restaurant dinierte, wurde Hummersuppe aufgetischt. Das Rezept dafür war das Geheimnis des damaligen Küchenchefs Sven Büttner. Stewart war begeistert und wollte es unbedingt haben. Er bekam es, doch "erst nachdem er versprochen hatte, es nur selber zu verwenden", sagt Kopf. Rod Stewart revanchierte sich und lobte 2011 in einer Fernsehsendung, die "Hummersuppe im Atlantic als die beste der Welt." Mit solchen Anekdoten kann Tobias Brandt noch nicht dienen. Der 20-Jährige hat erst am 6. August seine Ausbildung zum Hotelfachmann begonnen: "Es ist ein gutes Gefühl, jetzt ein Teil dieser Institution zu sein - und natürlich eine große Herausforderung." Seine erste Station ist die Mitarbeiterkantine. Hier kümmert er sich um die kulinarische Versorgung der Kollegen: "Ich lerne den Job eben von der Pike auf", sagt Brandt. Jetzt könne es ja nur noch aufwärts gehen. Die Kantine ist im Keller. Die nächste Station ist die Bankettabteilung - ein Stockwerk höher.