Der 20. Mai 1996 ist ein denkwürdiger Tag in der bewegten Geschichte der Roten Flora. Es ist der Tag, an dem das Establishment in die Heiligen...
Der 20. Mai 1996 ist ein denkwürdiger Tag in der bewegten Geschichte der Roten Flora. Es ist der Tag, an dem das Establishment in die Heiligen Hallen der Hamburger Linken einzog. Noch nie seit der Besetzung der Flora war die Multimillionärs-Dichte in dem Zentrum des linksautonomen Widerstands derart hoch. Die vier Superreichen aus Los Angeles hießen Zack de la Rocha, Tom Morello, Tim Commerford und Brad Wilk - zusammen bildeten sie die US-Band Rage Against The Machine. Rund 90 Minuten spielte eines der seinerzeit angesagtesten Rock-Quartette vor 550 Fans.
Rage Against The Machine war auf dem Höhepunkt des Erfolges. Ihre Alben verkauften sich millionenfach, problemlos füllte sie Stadien auf der ganzen Welt. Zu Beginn der Deutschland-Tournee wünschten die vier sozialkritischen Kalifornier, in "nicht kommerziellen" Klubs aufzutreten. Ihr Credo: "Kampf gegen Unterdrückung, Ausbeutung und alle Ungerechtigkeiten der Welt".
Es sollte ihnen behilflich sein. Ein Band-Manager fragte in der Roten Flora nach. "Es gab Leute, die sofort begeistert waren", erinnert sich Tim (Name geändert), ein Rotflorist der ersten Stunde. "Andere fürchteten, dass die sich mit einem Auftritt bei uns nur politische Glaubwürdigkeit verschaffen wollten." Doch die Fans setzten sich durch, "weil Rage Against The Machine nun mal geiler war als eine polnische Garagen-Kombo", sagt Tim. Das 25-köpfige Flora-Gremium beschloss also: "Auftritt ja, aber zu unseren Bedingungen." Und die lauteten: Eintritt acht Mark, kein Geld für die Musiker, Getränkeverkauf nur von der Flora und veganes Essen - keine Extras für die Band. Der Erlös sollte Redakteuren der verbotenen linksradikalen Zeitschrift "Radikal" zugutekommen, die damals in Untersuchungshaft saßen.
Die Floristen vereinbarten Stillschweigen, um einen Massenansturm zu verhindern. Erst zwei Tage vor dem Konzert startete die Mund-zu-Mund-Propaganda. "Geheimhaltung war kein Problem", sagt Tim grinsend. "Konspirativ sein, konnten wir ja schon immer gut."