Der Weg an die Weltspitze wird noch schwer
Das neue Führungsduo der Deutschen Bank hat einen denkbar schlechten Einstand: Das erste von Anshu Jain und Jürgen Fitschen vorgelegte Quartalsergebnis zeigt einen halbierten Gewinn, außerdem mussten die beiden den Abbau von 1900 Stellen verkünden.
Ausgerechnet das von Jain - dem starken Mann der Doppelspitze - geleitete Investmentbanking, das in guten Jahren immense Renditen eingebracht hat, wird zurechtgestutzt. Denn in der Euro-Krise sind die Erträge dort stärker gesunken als die Boni. Dagegen blieb das in den Augen eines Investmentbankers langweilige Privatkundengeschäft, das der frühere Konzernchef Josef Ackermann durch den Kauf der Postbank wesentlich ausgebaut hatte, vergleichsweise stabil.
An Ehrgeiz lassen es aber auch Jain und Fitschen nicht fehlen. Wenn in einigen Jahren nur noch eine Handvoll wichtiger global tätiger Geldhäuser existiert, soll die Deutsche Bank zu diesem exklusiven Kreis gehören. Ein schlüssiges Konzept, wie man dieses Ziel erreichen will, legten die beiden Manager bisher aber nicht vor.
Die Voraussetzungen jedenfalls sind nicht unbedingt günstig. Denn als europäisches Institut wird die Deutsche Bank noch auf absehbare Zeit unter der Staatsschuldenkrise leiden. Amerikanische Konkurrenten haben es dagegen bereits geschafft, Einbußen im Investmentbanking durch Verbesserungen in anderen Sparten wettzumachen. So verdiente JP Morgan im zweiten Quartal mehr als fünfmal so viel wie der Frankfurter Konzern.
Noch anspruchsvoller wird die Aufgabe, die sich Jain und Fitschen gestellt haben, durch den erstaunlichen Spagat, den sie hinlegen wollen: Die Bank soll nicht nur wieder deutlich mehr Geld verdienen, sie soll gleichzeitig dem Anspruch gerecht werden, "Eckpfeiler einer modernen Gesellschaft" zu sein. Nichts weniger als einen Kulturwandel im Unternehmen strebt Jain dafür an. Dabei befindet er sich selber derzeit in einer schwierigen Position: Investmentbanker der Deutschen Bank waren offenbar daran beteiligt, den Marktzinssatz Libor zu manipulieren. Den Chef der britischen Barclays Bank kostete die Affäre den Job.