Bäcker statt Bücher, Schokolade statt Briefmarken: Wenn die Dammtorstraße Boulevard ist, gibt es vor allem Cafés und Restaurants.
Neustadt. Auf der Dammtorstraße laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren. In zwei Wochen sollen Fahrbahn und Gehweg fertig sein, im September wird die Opern Plaza, der letzte Neubau an der Straße, bezogen - Ende Oktober soll die Umgestaltung mit den Baumpflanzungen abgeschlossen werden.
Innerhalb von fünf Jahren hat die einst graue, vielerorts vernachlässigte Straße zwischen Gänsemarkt und Stephansplatz ihr Gesicht fast komplett verändert: Die frühere Fahrbahntrennung aus Beton ist ebenso verschwunden wie das holperige Kopfsteinpflaster, in die neu gebauten und sanierten Gebäude ziehen vor allem Gastronomiebetriebe ein. Schon jetzt ist die künftige Großzügigkeit der Straße zu erkennen: Durch zurückgesetzte Neubauten und eine schmalere Fahrbahn sind breite Gehwege entstanden, auf denen man flanieren und draußen sitzen kann; die Oper erfährt durch den davor entstandenen Platz eine Aufwertung.
" Die Dammtorstraße wird zu einem der schönsten Boulevards Hamburgs ", prophezeit Christoph Ringleben vom Immobilienunternehmen Grossmann & Berger, das die Entwicklung der Straße schon lange begleitet. Künftig werde sie keine Pflichtverbindung zwischen Dammtorbahnhof und Innenstadt sein, sondern Teil eines "Rundlaufes", auf dem die Passanten sich bewegen können: vom Neuen Wall über ABC-Straße und Gänsemarkt durch die Dammtorstraße in die Esplanade, von dort dann zu Planten un Blomen oder durch die Colonnaden zum Jungfernstieg. Nicht nur die Erdgeschosslagen, auch die darüber liegenden Etagen seien attraktiv, sagt Ringleben. "Die Neubauflächen sind fast vollständig ausgelastet. Bei den Flächen, die noch entwickelt werden, wird es ähnlich sein."
Die neue Eleganz des Standorts wirkt sich auch auf die Mieten aus. Die liegen mittlerweile im Durchschnitt zwischen 45 und 55 Euro pro Quadratmeter. "Vor der Umgestaltung", sagt Sven Bechert, der bei Grossmann & Berger für Ladenvermietungen zuständig ist, "waren es 30 bis 35 Euro." Die Folge: An der Dammtorstraße wird es künftig viele Ladenketten und Filialisten geben. Den Schwerpunkt bilden bislang die Gastronomen. "Es gibt leider keine Möglichkeit, den Branchenmix zu steuern", sagt Sebastian Binger, Sprecher des BID (Business Improvement District) Opernboulevard, zu dem sich die Grundeigentümer der Dammtorstraße zusammengeschlossen haben. Insider sind aber sicher, dass die Gastronomen nur die Vorhut bilden und an der Dammtorstraße bald auch Textil- oder Möbelgeschäfte eröffnen. "Die Gastronomie bietet die Grundfrequenz an Publikum", sagt Sven Bechert. "Das lockt dann die Einzelhändler an."
Und so sieht es momentan aus zwischen Gänsemarkt und Stephansplatz: Gegenüber der Staatsoper, in der Opern Plaza , zieht im Herbst Dirk Block mit der L'Osteria (Pizza und Pasta) und der Coffeeshop Caligo Coffee ein. Nebenan, an der Dammtorstraße 14, bis vor Kurzem eine Postfiliale, könnte sich eventuell ein Bankhaus niederlassen. "Wir sind in Verhandlungen", sagt der Vermieter. In der Alten Oberpostdirektion sind die Verhandlungen weitgehend abgeschlossen. Dort sind bereits Joe & The Juice (Sandwiches, Säfte und Bagels) und die Konditorei "Das Schokoladenmädchen" eingezogen, außerdem das Eucerin-Hautinstitut und eine Apotheke. Lediglich für eine Fläche im Souterrain wird noch ein Mieter gesucht. Die für die Vermietung zuständige Entwicklungsgesellschaft DWI stellt sich einen Lebensmittelhändler vor.
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Im Metropolis-Haus neben der Oper sind bereits Jim Block, der Burgerladen der Block-Gruppe, und der Bio-Delikatessen-Anbieter Waku Waku eingezogen. Die Ladenfläche dazwischen steht noch leer. "Dafür suchen wir einen Mieter aus der Textil- oder Möbelbranche mit einem interessanten Handelskonzept", sagt Miles Lohoff von der Norddeutschen Grundvermögen, dem Vermieter. Im hinteren Teil hat das Metropolis-Kino seinen Betrieb bereits erfolgreich aufgenommen. Auf der anderen Seite der Oper, neben der Schwan-Apotheke, liegt die ehemalige Finanzbehörde, ein denkmalgeschützter Fritz-Schumacher-Bau. Das Gebäude, Opera Offices Klassik genannt, hat die Hamburger Pensionskasse gekauft. Für die Arkaden, die zur Straße geöffnet werden, sucht sie noch interessante Mieter, die nicht aus der Gastronomiebranche kommen. Um die Ecke, an der Großen Theaterstraße, sollen die Opera Offices Neo entwickelt werden. Ein Altbau wird demnächst abgerissen. "Mit dem Neubau warten wir, bis wir einen Ankermieter haben", sagt Einar Osterhage vom Vermieter DIC.
An die Dammtorstraße 20 wird demnächst eine Schanzenbäcker-Filiale einziehen. Das seit 41 Jahren dort ansässige Antiquariat Max Wiedebusch zieht aus. Die mittlerweile marktübliche Miete von rund 50 Euro pro Quadratmeter kann Buchhändler Jan Börms nicht aufbringen. Übrigens: Ebenso wie der Name Opernboulevard wurde auch die vom Bezirk geplante Umbenennung eines Teils der Dammtorstraße in Opernplatz abgelehnt. "Eine Kommission hat sich zugunsten einer besseren Orientierung dagegen entschieden", sagt BID-Sprecher Binger.