Der Traditionsgasthof Herbstprinz und der Altländer Hof in Jork sollen nach den Bränden originalgetreu wieder aufgebaut werden.
Jork. Zwei der schönsten historischen Altländer Gebäude in Jork sind innerhalb eines Jahres niedergebrannt. Der reetgedeckte Altländer Hof und das kleinere Pendant, der Traditionsgasthof Herbstprinz, sind nur noch Ruinen. Für das Gesamtbild des Ortes im Zentrum des Alten Landes ist das ein großer Verlust. Nur wenige Wochen nach dem letzten Feuer gibt es jetzt Pläne, die beiden Altländer Häuser originalgetreu wieder aufzubauen.
"Der Verlust für das Ortsbild ist so gravierend, dass es in Jork fast jeden Bürger berührt. Und auch Zorn und Betroffenheit über das ganze Geschehen um die beiden Lokale, das Jork in die Schlagzeilen brachte, waren im Ort deutlich zu spüren", sagt Bürgermeister Gerd Hubert. Die Umstände hätten den Gemeinderat und die Verwaltung deshalb bewogen, schnell zu reagieren.
Alle neun Mitglieder des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses beschlossen einstimmig, das Verfahren zum Wiederaufbau einzuleiten.
+++ Feuer im "Herbstprinz" war Brandstiftung +++
"Das Gebäude Herbstprinz und die angrenzende Altländer Kate waren besonders in Verbindung mit dem Altländer Hof städtebaulich und gestalterisch herausragende Gebäude in Jork", sagt der Ausschussvorsitzende Hans-Günther Cordes vom Bürgerverein Jork. Deshalb sollte ein Wiederaufbau angestrebt werden. Der vorliegende Bebauungsplanentwurf soll den Wiederaufbau unterstützen. Im Falle eines Wiederaufbaues müssen die Gebäude die Maße der abgebrannten Häuser haben. Auch die Materialien, wie Fachwerk und Reetdach, werden vorgeschrieben. Gleichzeitig sprachen sich die Ausschussmitglieder dafür aus, eine Entlassung aus der Denkmalpflegeliste zu verhindern. Das war beim Altländer Hof, für den eine gleichlautende Bebauungsplanvorgabe beschlossen wurde, bereits geschehen. "Mit diesen Festsetzungen ist eine andere Bebauung ausgeschlossen", sagt Cordes.
Ausschussmitglied Harm Paul Schorpp (Grüne) sagt, dass mit den Beschlüssen von der Gemeinde ein klares Zeichen gesetzt werden sollte. "Jork will nicht attraktiv für Spekulanten werden. Es muss klar sein, dass abgebrannt nicht bedeutet, dass der Denkmalschutz ausgehebelt werden kann", sagt Schorpp. "Wir haben eine dicke Baufibel zur Altländer Baukultur, und daran werden wir uns orientieren."
Verstärkung in ihrem Bemühen, die historischen Gebäude weitgehend nach dem Original wieder herzurichten, bekommen die Altländer vom Hamburger Architekten und Stadtplaner Hans Werner Prell. Der 82-Jährige engagiert sich seit mehr als 30 Jahren in der Denkmalpflege und für den Erhalt historischer Gebäude und Gesamtensembles von architektonischem Wert.
Im Alten Land hat er neben dem Altländer Museum in Westerjork den Wertschen Hof in Borstel und den Schachthof, direkt neben dem Altländer Hof, vor dem Verfall bewahrt. "Wir haben den kompletten Einsturz der Gebäude verhindert, sodass sie heute wieder wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden", sagt Prell dem Abendblatt.
"Der Schachthof, einst eine Ruine, ist heute nach dem Originalvorbild ein Kulturdenkmal, in dem Wohnungen und Büros genutzt werden." Das wäre beim Altländer Hof wie auch beim Herbstprinzen eine lohnende Vision, so der Architekt. "Man muss einen Investor finden, der daraus Wohnungen, ein Hotel oder Verwaltungshaus machen will. Während die äußere Erscheinung der Gebäude nach historischem Vorbild wieder aufgebaut wird, kann drinnen durchaus nach modernen Standards gebaut werden. Das wäre nicht aufwendiger, als dort Reihenhäuser zu bauen", sagt Prell. Nach dem Niederbrennen der großen historischen Gebäude das Areal als Bauland zu vermarkten, wäre für das einmalig schöne Ortsbild von Jork keine Bereicherung, meint Prell. Gerade die Gebäudegruppe des Herbstprinz-Anwesens gab mit seiner für das Alte Land ungewöhnlichen Hofform ein interessantes, schönes Bild, das unbedingt gerettet werden sollte. Aus diesen Gründen hatte Prell kurz nach dem Feuer Kontakt zum Jorker Bürgermeister aufgenommen und angeregt, Rettungspläne für die einzigartigen Gebäudeensembles zu entwickeln.
+++ Herbstprinz: Feueropfer müssen neue Bleibe suchen +++
Die spektakuläre Vorgeschichte um die Frau, der beide Häuser gehören, gab in Jork genügend Zündstoff. Nach einem Mordversuch gegen den früheren Partner der Wirtin beider Lokale und dem Abfackeln des Altländer Hofes, just zu dem Zeitpunkt, als die in den Mordkomplott verstrickte Frau gerade für einige Tage aus der Untersuchungshaft auf freiem Fuß war, glaubte in Jork beim zweiten Feuer niemand mehr an einen Zufall.
Nun bestätigte sich das, was in Jork längst vermutet wurde: "Es steht fest, dass im Herbstprinz Brandstifter das Feuer verursacht haben", sagte Stades Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Zwar stünden noch Gutachten von Brandexperten aus, aber die werden in den nächsten Tagen erwartet.
"In Jork sorgte die Nachricht von der Polizei für großes Aufatmen", sagt Bürgermeister Gerd Hubert. Es habe schließlich großen Unmut gegeben, als nach dem Altländer Hof auch der Herbstprinz in Schutt und Asche lag.