Am 21. Dezember öffnet im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg eine Ausstellung über das 40-jährige Schaffen Udo Lindenbergs.
Ein kleiner vergilbter Bierdeckel hängt in einer einfachen Vitrine an der Wand. Nur ein paar nahezu unleserliche Worte sind auf die rissige Pappe gekritzelt. Malocher ist da zu lesen und Worte wie Arbeiter, Saufen und TV. Nicht gerade das, was ein Museumsbesucher in einer Ausstellung erwartet. So etwas landet eigentlich nach einem langen Kneipenabend im Müll. Doch diese wenigen Gedankenfetzen sind die ersten Schritte zu einem der unzähligen Lieder eines Künstlers, der aus der deutschen Musikszene nicht mehr wegzudenken ist.
Der Bierdeckel ist nur eines von mehr als 400 Exponaten, die den Besucher des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe auf eine Reise durch das bisherige Leben und Schaffen von Udo Lindenberg führen. "Ich war selber ganz überrascht, was da alles ausgegraben wurde. Aus Kellern und von Dachböden oder aus vergilbten Koffern“, sagte der Musiker und Künstler bei der Eröffnung von "UDO. Die Ausstellung“ am Dienstag. Natürlich mit Hut und dunkler Sonnenbrille. Und einem brennenden Zigarillo in der Hand. Eine absolute Ausnahme, wie die Leiterin des Museums, Sabine Schulze, lächelnd gesteht.
Die Reise durch die Ausstellung gliedert sich in 14 einzelne Kapitel. Jedes von ihnen trägt den Titel eines Lindenberg-Songs und zeigt einen bestimmten Abschnitt in der Karriere des Wahlhamburgers. Von den Anfängen in kleinen verrauchten Klubs bis hin zum heutigen Kult, der um den 65-Jährigen entstanden ist. Eine "Wanderschaft durch die Zeit“, wie es Lindenberg selbst beschreibt.
Ein Gut fürs Zeichnen, ein Mangelhaft für die Handschrift
In fünf Ausstellungsräumen reihen sich an den Wänden Notizen über geplante Bandauftritte, mit Songtexten oder kurzen Briefen an Familie, Freunde oder Bekannte. Über Kopfhörer spielen Interviews und natürlich Lieder in Dauerschleife. Alte Bühnenoutfits hängen in Ausstellungskästen, Musikinstrumente weisen die Spuren vergangener Konzerte auf.
Umrahmt werden die Stücke von einer Unmenge an Fotos – Bilder von einem jungen Udo Lindenberg im Kreis seiner Familie, damals noch ohne Hut und Sonnenbrille. Aufnahmen mit seiner Panikband oder zusammen mit SPD-Politikern wie Willy Brandt oder Helmut Schmidt. Und sogar ein altes Schulzeugnis des Musikers aus dem Schuljahr 1956/57 lässt sich finden. Ein Mangelhaft gab es für die Handschrift, dafür aber ein Gut fürs Zeichnen und in Erdkunde.
Doch nicht nur der musikalische Künstler, auch der Künstler mit Pinsel und Farbe wird in "UDO. Die Ausstellung“ präsentiert. Zahlreiche Werke reihen sich an den weißen Wänden des Museums. Und auch sogenannte Likörelle, in denen Lindenberg tatsächlich farbenfrohe Likörsorten für die Gestaltung seiner Motive nutzte.
Ausstellung wirft auch einen Blick in die deutsche Geschichte
Aber die Ausstellung ist nicht nur eine Reise durch ein künstlerisches Leben, sondern auch durch ein Stück deutsche Geschichte. Wie etwa die detaillierten Dokumente über Udos Wirken aus der Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen zeigen. Denn für seine offenen, kritischen und teils provokanten Texte war der Musiker schon zu seinen Anfangszeiten bekannt. In seinen Augen zeigt die Ausstellung nicht nur ihn selbst, sondern gibt einen Rückblick auf ein getrenntes und ein wiedervereintes Deutschland.
Bis 11. März 2012 wird "UDO. Die Ausstellung“ in Hamburg zu sehen sein. "Es wurde Zeit, dass eine Lebensausstellung über Udo Lindenberg nach Hamburg kommt“, sagte Bernd Kaufmann, der Generalbevollmächtigte der Stiftung Schloss Neuhardenberg in Brandenburg. Dort wurde die Ausstellung bereits im April dieses Jahres in kleinerem Umfang gezeigt. "In Hamburg hat Udo seine Wurzeln, hier ist seine Heimat. Es wurde einfach verdammt noch mal Zeit!“
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In der Schau der Stiftung Schloss Neuhardenberg sind mehr als 400 Exponate zu sehen, darunter Gemälde und "Likörelle“, Lieder, Interviewausschnitte, Texte, Fotografien und Gegenstände aus seinem Leben. Die Ausstellung besteht aus 14 Kapiteln, die jeweils nach Songtiteln des Sängers benannt sind. Sie will den Unfassbaren fassbar machen und ihn teils in ein neues Licht rücken.