Das kirchenübergreifende Projekt sei “in dieser Art und in diesem Umfang einmalig in ganz Deutschland“, sagte ein Sprecher Nordelbiens.
Hamburg. Noch vor der geplanten Nordkirchen-Fusion an Pfingsten 2012 haben die drei Partnerkirchen jetzt ein gemeinsames Klimaschutzkonzept gestartet. Der komplette Gebäudebestand, die Mitarbeiter-Mobilität und der gesamte Einkauf für den Bedarf aller Gemeinden und Kircheneinrichtungen sollen auf den Prüfstand kommen, sagte Christian Meyer, Sprecher der Mecklenburgischen Landeskirche, in Hamburg. Ein solches kirchenübergreifendes Projekt sei „in dieser Art und in diesem Umfang bislang einmalig in Deutschland“.
Die Kosten des zunächst auf ein Jahr angelegten Projekts bezifferte er auf 185.000 Euro. 120.000 Euro kommen als Zuschuss vom Bundesumweltministerium. Die Nordelbische Kirche ist mit 55.000 Euro dabei, die mecklenburgische und die pommersche Kirche beteiligen sich mit gemeinsam 10.000 Euro. Beauftragt mit der Moderation und Datenerhebung wurde das Zentrum für nachhaltige Energiesysteme der Universität Flensburg unter Leitung von Prof. Olav Hohmeyer.
Mit dem integrierten Klimaschutzkonzept sollen für die Kirchen in Nordelbien, Mecklenburg und Pommern „ganz konkrete Wege aufgezeigt werden, wie die Vision einer CO2-neutralen Kirche bis zum Jahr 2050 verwirklicht werden kann“, sagte der Hamburger Pastor Jan Christensen, der die nordelbische Kampagne „Kirche für Klima“ leitet. Die künftige Nordkirche strebe mit der Umsetzung „eine Vorbildfunktion“ an.
Der weltweite Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid sei im laufenden Jahr im Vergleich zu 2010 um rasante sechs Prozent (564 Millionen Tonnen) angestiegen. Dies zeige, dass die weltweiten Anstrengungen bisher ziemlich wirkungslos geblieben seien, sagte Christensen. Auch die Kirchen hätten trotz vieler gelungener Beiträge zum Klimaschutz „noch mehr Möglichkeiten“. Dies betreffe die Energieeffizienz von Gebäuden, die Nutzung erneuerbarer Energien, die klimagerechte Beschaffung von Materialien und Geräten oder die Nutzung von CO2-armen Fahrzeugen als Dienstwagen.
„Es gehört zur christlichen Überlieferung und Überzeugung, dass der Mensch gegenüber dem Schöpfer nicht nur verantwortungsfähig, sondern auch verantwortungspflichtig ist“, sagt Gothart Magaard, Vorsitzender des Beirates der nordelbischen Klimakampagne. Christen seien Mit-Urheber der modernen Industriegesellschaft und ihren Folgen. Daher seien die Kirchen dazu verpflichtet, die Lebensbedingungen auf der Erde für alle Geschöpfe und für künftige Generationen zu erhalten.
Rainer Dally, Präses der pommerschen Landesynode, begrüßte es ausdrücklich, dass die nordelbische Klimakampagne schon weit vor der Fusion die beiden Partnerkirchen in Mecklenburg-Vorpommern in Sachen Klimaschutz „mit ins Boot geholt“ habe. Dies werfe schon vorab „ein Schlaglicht auf ein wichtiges Anliegen der zukünftigen Nordkirche“, sagte er.
Nordelbien hatte sich bereits 2010 dem Ziel der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angeschlossen, ihren CO2-Ausstoß bis 2015 um 25 Prozent auf Basis des Jahres 2005 zu reduzieren. Auch in Pommern und Mecklenburg gibt es bereits Beschlüsse und laufende Projekte zum Klimaschutz.
Bis zum Sommer 2012 würden erste Daten vorliegen, die Empfehlungen und Entscheidungen ermöglichten, sagte Prof. Hohmeyer. Die Erfassung „weit verstreuter kirchlicher Liegenschaften“ sei „nicht einfach“, könne „zum Teil aber hochgerechnet werden“. Zum „integrierten Konzept“ gehörten nicht nur aktive Maßnahmen, sondern auch Vermeidungsstrategien, etwa der Verzicht auf stromfressende Standby-Schaltungen.