Pierre de Meuron kritisiert vor dem Untersuchungsausschuss auch das Vorgehen der Stadt. Ausschreibung erfolgte vor der Baugenehmigung.

Hamburg. Die Fronten verhärten sich. Im Chaos beim Bau der Hamburger Elbphilharmonie hat Architekt Pierre de Meuron Vorwürfe gegen den Baukonzern Hochtief erhoben und auch die Stadt für Fehler verantwortlich gemacht. Vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss kritisierte der Schweizer am Donnerstag unter anderem die verfrühte Ausschreibung des Projekts – vor Erteilung einer Baugenehmigung. Die Ausschreibung zu diesem Zeitpunkt und unter diesen Umständen habe erhebliche Risiken mit sich gebracht, sagte er. „Damals ist es versäumt worden, die Weichen für den Projekterfolg richtig zu stellen.“

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Der 61-Jährige kritisierte zudem ein massives Forderungsmanagement seitens Hochtief. „Überspitzt gesagt: Fast jede Schraube wurde mit einer Mehrkostenforderung versehen.“ Auch die Stadt habe dabei Fehler gemacht: „Sie hätte dafür sorgen müssen, dass die immer neuen Wünsche irgendwann ein Ende haben.“

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Kostenexplosion und Bauzeitverlängerung sorgen seit Jahren für Ärger bei der Elbphilharmonie. Nach dem letzten Vertrag sollte das Konzerthaus eigentlich Ende November 2011 fertiggestellt werden. Vor wenigen Monaten nannte Hochtief April 2014 als möglichen Termin. Vermutlich kann aber auch dieses Datum nicht eingehalten werden. „Es ist bezeichnend, dass ich ausgerechnet heute, im November 2011, um eine Aussage gebeten werde“, sagte de Meuron. Schließlich hätte die Elbphilharmonie in zwei Wochen übergeben werden sollen.

„Trotz meiner langjährigen Erfahrung mit Großprojekten muss ich ihnen sagen, dass ich das in dieser Art und Weise noch nicht erlebt habe“, beschrieb de Meuron weiter die massive Verzögerung und Verteuerung. Die Schweizer Star-Architekten Jacques Herzog & de Meuron präsentierten im Juni 2003 den ersten Entwurf der Elbphilharmonie. Sie entwarfen auch das neue Fußballstadion in München (Allianz-Arena) sowie das Pekinger Olympiastadion.

Bei einer juristischen Auseinandersetzung zwischen der Stadt Hamburg und dem Baukonzern Hochtief will die Hansestadt zudem prüfen, wer für die massive Bauzeitverzögerung und damit auch die Kostenexplosion verantwortlich ist. Nach Angaben des Gerichts soll zunächst festgestellt werden, inwieweit diese sogenannte Feststellungsklage zulässig ist.