Bei der Eröffnung des neuen Verlagsgebäudes in der HafenCity begrüßt Hamburgs Bürgermeister den Verbleib der Zentralredaktion.

Hamburg. Prominente Gäste beim "Spiegel": Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (beide SPD) haben es sich am Montagabend nicht nehmen lassen, das neue Verlagsgebäude der Mediengruppe um das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in Augenschein zu nehmen. Im September hatte das Unternehmen rund 1100 Mitarbeiter aus verschiedenen Hamburger Standorten in einem Glaskubus an der Ericusspitze zusammengezogen – am östlichen Eingang des Vorzeigeprojekts HafenCity. Der 13-stöckige Glaskubus mit Atrium versetzte nicht wenige der mehr als 1000 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur ins Staunen, die zum Feiern mit den rund 1100 Mitarbeitern gekommen waren.

+++ Grundstein für das neue "Spiegel"-Gebäude +++
+++ Im "Spiegel-Haus" droht Leerstand +++

Der Geschäftsführer des Spiegel-Verlags, Ove Saffe, forderte die Gäste auf: "Lassen Sie das Gebäude auf sich wirken, lassen Sie sich inspirieren." "Spiegel"-Chefredakteur Georg Mascolo wagte vor den Anwesenden einen Blick in die Zukunft der Mediengruppe und versprach weiterhin die große investigative Recherche. "Wir wollen die Taler finden, die den 'Spiegel' zu etwas Besonderem machen." Die journalistische Leidenschaft müsse weiterhin am Anfang stehen und dürfe nicht betriebswirtschaftlichem Kalkül weichen.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Peer Steinbrück bezeichnete das neue Gebäude als sensationell. Er erinnerte an den Aufstieg des Magazins unter Rudolf Augstein. Ohne den "Spiegel" sei die Entwicklung der deutschen Nachkriegsdemokratie nicht so gestaltet worden, meinte Steinbrück. Er mahnte die Mitarbeiter: "Guten Journalismus zu machen, ist kein Spaziergang.“ Er wünschte ihnen viel Stoff und viele Einblicke, "sofern ich persönlich damit nicht behelligt werde". Für Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz ist die Medienmetropole Hamburg durch die Entscheidung des Verlags, in der Hansestadt zu bleiben, gestärkt worden: "Das Herz des kritischen, unabhängigen und innovativen Journalismus schlägt weiterhin in Hamburg." Für den Journalismus sei es gut, wenn er auf Distanz bleibt – und das gehe im hanseatisch-seriösen Hamburg besser als am Regierungssitz Berlin.

Weil das frühere schlichte "Spiegel"-Hochhaus in der Innenstadt in die Jahre gekommen und für die Redaktion zu eng geworden war, entschied sich der Verlag für einen Umzug am Hamburger Medienstandort - und gegen eine Verlagerung seines Standorts nach Berlin. Er sah sich seiner eigenen, seit fast 65 Jahren gepflegten Tradition verhaftet, räumliche Distanz zum politischen Hauptstadtbetrieb zu wahren.

Rudolf Augstein (1923-2002) hatte das Magazin 1947 gegründet. Mittlerweile hat es etliche Ableger in Rubriken wie Kultur, Wissen und Geschichte. Zur Mediengruppe gehören unter anderem auch eine Online-Redaktion, Spiegel TV sowie das "Manager Magazin". Am Spiegel-Verlag sind die Mitarbeiter etwas mehr als zur Hälfte beteiligt, des weiteren der Hamburger Verlag Gruner + Jahr und die Erbengemeinschaft Augstein. Für 2011 erwartet die Gruppe Umsätze von voraussichtlich rund 325 Millionen Euro (2010: 320 Mio Euro). (dpa)