Mutmaßlicher Filmpirat sitzt in Untersuchungshaft. Der 28 Jahre Hamburger Bastian P. soll illegal Kinofilme im Netz angeboten haben.

Hamburg/Dresden. Ein 28-jähriger Hamburger ist der erste Angeklagte in dem Verfahren gegen die mittlerweile geschlossene Internetplattform kino.to . Bastian P., der im Hamburger Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis auf seinen Prozess wartet, ist einer von mindestens 14 Beschuldigten, die illegal Kinofilme und Fernsehserien im Netz angeboten und einen Millionenschaden verursacht haben sollen.

Wie Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein, der Sprecher der Dresdner Generalstaatsanwaltschaft, mitteilte, wird dem 28-Jährigen vorgeworfen, in über einer Million Fällen urheberrechtlich geschützte Werke unerlaubt verbreitet zu haben. Die Anklage sei am Dienstag erhoben worden, so Klein.

Bastian P. soll als Technikchef der Gruppe tätig gewesen sein

Möglicherweise wird sich Bastian P., der in Bergedorf Abitur gemacht haben soll, noch in diesem Jahr vor dem Landgericht Leipzig verantworten müssen. Einen Termin für den Prozessbeginn gibt es noch nicht. Dem Mann drohen im Falle einer Verurteilung bis zu drei Jahre Gefängnis. "Angesichts des Umfangs dieses Verfahrens konnte der Beschuldigte außerordentlich schnell angeklagt werden", sagte Oberstaatsanwalt Klein.

Bei kino.to waren nach früheren Angaben zuletzt mehr als eine Million Links auf geschützte Werke aus Film und Fernsehen im Angebot, monatlich kamen etwa 131.000 hinzu. Die Drahtzieher saßen in Leipzig. Bastian P. soll von Hamburg aus als Technikchef der Gruppe gewirkt haben.

Anfang Juni hatten mehr als 250 Polizisten und Steuerfahnder zeitgleich 20 Wohnungen, Geschäftsräume und Rechenzentren durchsucht. 13 Personen wurden sofort verhaftet, nach einem weiteren wurde gefahndet. Razzien fanden auch in Spanien, Frankreich und den Niederlanden statt. Konten und Luxusautos wurden beschlagnahmt. Strafantrag gegen die Seite kino.to hatte die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen gestellt. Begründung: Die Betreiber würden sich "dauerhafte Einkünfte aus illegalen Profiten verschaffen". Kino.to war in Tonga in der Südsee registriert. Die Betreiber hatten Werbeeinblendungen für ihre Seite verkauft - auf der sie ohne Lizenz Blockbuster und Serien verbreiteten.

Der erste Beschuldigte, der angeklagt wurde

Dass Bastian P. der erste aus der Gruppe der Verdächtigen ist, gegen den Anklage erhoben wurde, hat mehrere Gründe: "Das Ermittlungsverfahren gegen ihn ist abgeschlossen", sagte Oberstaatsanwalt Klein. Außerdem habe der Fall des 28-Jährigen vorrangig behandelt werden müssen, da er in Haft sitze. Ebenfalls in Haft sind derzeit Dirk B., der Kopf der Gruppe, und vier weitere Beschuldigte.