Der Zaun auf St. Pauli soll Obdachlose fernhalten und nun allen Protesten standhalten. Bezirk lässt ihn nun verschweißen. Viele sind empört.

Hamburg. Am umstrittenen Zaun unter der Kersten-Miles-Brücke wird geschweißt, im Auftrag des Ordnungsamtes. Rund 20 Menschen schauen zu, wie die Arbeiter die Tür im Zaun so befestigen, das sie in Zukunft nicht mehr aus den Angeln gehoben werden kann. Wie angekündigt, hat das Ordnungsamt hinter dem Zaun ein Schild mit Adressen und Notfallnummern angebracht, wohin sich die Obdachlosen wenden können.

Auch Lars Schmidt-von Koss, Sprecher des Bezirks Mitte, das den Zaun vergangene Woche aufstellen ließ, ist vor Ort. Seine Botschaft: Das Bezirksamt steht zu seinem Stahlgitter. Die Hamburger vor dem Zaun sind empört. Einige von ihnen wollen am Sonnabend ab 14 Uhr gegen den Zaun demonstrieren. Der 2,80 Meter hohe Stahlzaun, der Obdachlose von der Kersten-Miles-Brücke an der Helgoländer Allee (St. Pauli) fernhalten soll, ist zum Politikum geworden.

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Eines hat der Zaun inzwischen bewirkt: Egal ob unter der Brücke, in der nahe gelegenen Seniorenresidenz, auf dem Kiez, beim Touristenrundgang oder in der verantwortlichen Partei: Hamburg diskutiert über die Obdachlosen der Stadt. Selbst Schulklassen befassen sich mittlerweile intensiv mit dem Thema. An der Grund- und Hauptschule Meckelfeld in Seevetal sollten die Sechstklässler im Fach "Werte und Normen" ihre Gedanken zu Papier bringen. "Schnell kann jeder in die traurige Situation geraten", schrieben sie. Ihr Fazit: "Obdachlose sind auch Menschen."