Immer mehr Einzelhändler eröffnen digitale Shops in Hamburg, allein aus der Schanze 35 Läden. Google startet mit Partnern eine neue Aktion.
Hamburg. Der Modeladen von Annette Rufeger auf der Schanze ist ein typischer Touristenmagnet in dem Szeneviertel, auch wenn er etwas abseits in der Bartelsstraße liegt, zwischen Thai-Imbissen und angestaubten Kiosken. So schmuddelig-kultig die Umgebung, so stylish ist der minimalistische Laden der Modedesignerin. In ihrer Winterkollektion setzt die 46-Jährige auf Klassiker wie Tweed oder Karos in gedeckten Farben, die sie mit frischen Details in Sanddorn oder Limone mixt. "Manche Kundinnen kommen sogar aus Paris oder der Schweiz", freut sich die zierliche Frau, die selber vor mehr als 20 Jahren aus dem Ruhrgebiet nach Hamburg kam.
Gerade mit Blick auf die auswärtige Kundschaft setzt Annette Rufeger jetzt auf das Internet. Sie kreiert ihren eigenen Onlineshop, nachdem sie sich bisher nur mit einer Website im Netz präsentiert hatte. Unter www.annetterufeger.de weist ein Link auf ihren virtuellen Laden, der allerdings erst in ein paar Wochen live geschaltet wird.
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Die Designerin ist mit dem Schritt in die digitale Welt nicht die Einzige - derzeit bauen 35 Läden aus der Schanze an ihren Internetauftritten. Ein aktuelles Projekt des Netzwerkes Hamburg @work und des Softwareunternehmens ePages ermuntert unter dem Motto Schanzenport auch die Kleinbetriebe zur Ausweitung ihrer Geschäfte, die aus eigenen Mitteln häufig nicht die Möglichkeiten zum digitalen Handel hätten.
"Hamburg ist der führende eCommerce Standort in Deutschland. Zahlreiche international erfolgreiche Onlinehändler haben hier ihren Sitz, in keiner anderen deutschen Metropole wird mit eCommerce mehr Umsatz gemacht", sagte Uwe Jens Neumann, Vorsitzender von Hamburg@work. Diese starke Position wolle die Hamburger Medieninitiative mit dem Projekt weiter ausbauen. "Wir können unsere Internetshops mit einem Baukastensystem einrichten, im Prinzip kann das damit jeder, auch ohne viel Online-Erfahrung", freut sich Annette Rufeger über die Unterstützung der Initiative für ihren neuen Bestellshop.
Beteiligt haben sich am Schanzenport etwa auch die Siebdruckspezialisten Nele Maarck und Rolf Schade aus der Marktstraße, Sylvia Jungbluth von Jungbluth Design sowie der Accessoireladen Anna Golightly. Die Website schanzenport.de soll nach Abschluss des Projektes im November zusätzlich als virtueller Marktplatz fungieren. Kunden können dann auch über diese zentrale Anlaufstelle bei allen beteiligten Händlern im Schanzenviertel stöbern und einkaufen.
Nach Schätzungen von ePages, die Software für den Onlinehandel erstellen, sind in Hamburg derzeit etwa ein Viertel der Geschäfte mit einem Onlineshop oder einer Website ausgestattet, über die Bestellungen möglich sind. "Da besteht also durchaus noch Entwicklungspotenzial", sagt ePages-Geschäftsführer Wilfried Beeck.
Verbesserungsmöglichkeiten für Online-Auftritte sehen auch der Internetkonzern Google sowie die weiteren Partner der Initiative Online Motor Deutschland. Neben der Schanzenport-Initiative bietet sich für Firmen aus dem Norden nun eine weitere Möglichkeit, ihren Auftritt im Netz nutzerfreundlicher zu gestalten. Vom morgigen Dienstag an bis einschließlich Donnerstag ist die Initiative Online Motor Deutschland zu Gast in Hamburg. An diesen Tagen haben Mittelständler die Chance, sich mit kostenlosen Workshops und Vorträgen zum Thema weiterzubilden. Am 25. Oktober bietet Google in Hamburg zudem einen Websitecheck an. Anmeldung unter www.online-motor-deutschland.de und telefonische Infos unter 01805/635353.
Auch Annette Rufeger überlegt bereits, wie sie ihren digitalen Shop am besten bekannt macht. "Einen Laden im Internet einzurichten, ist nur der erste Schritt - er muss auch gepflegt und beworben werden", sagt sie.