Auf den ersten Blick könnte die Situation für Blohm + Voss kaum besser sein. Zwei Interessenten sind unter bestimmten Umständen bereit, die zum Verkauf stehende Hamburger Traditionswerft zu übernehmen. Neben einem Finanzinvestor aus England hat vor wenigen Tagen auch der erfolgreiche norddeutsche Schiffbauer Lürssen seinen Hut in den Ring geworfen. Sicherlich ist die Form der Offerte des Bremer Mittelständlers diskutabel. Das etwa 20 Seiten starke Papier aber kompromisslos abzulehnen, ohne ein weiteres Gespräch mit Lürssen zu suchen - dieses Vorgehen der Blohm+Voss-Mutter ThyssenKrupp ist nicht nachvollziehbar. Der Konzern muss im Interesse der Beschäftigten und des Industriestandorts Hamburg jede Offerte ernst nehmen und detailliert prüfen. Doch der Wille dafür fehlt, warum auch immer?
Die Alternative zum Bremer Yachtenbauer Lürssen ist ein britischer Finanzinvestor, der bisher keine Erfahrung im Schiffbau vorzuweisen hat. Zudem ist es ein offenes Geheimnis, dass Finanzinvestoren sich in der Regel nach drei bis fünf Jahren von ihren Beteiligungen verabschieden wollen - und zwar mit Gewinn. Was geschieht dann mit Blohm + Voss? Zudem ist die Übernahme durch die Briten längst nicht fix.
Wie ernst Friedrich Lürßen sein Angebot meint, auch das muss genau geprüft werden. Denn die Offerte des Bremer Unternehmers ist tatsächlich mit vielen Fragezeichen zu versehen. Aber miteinander reden wird man unter Geschäftsleuten wohl noch können. Es geht immerhin um die Zukunft eines der ältesten Industrieunternehmen der Stadt, um ein Stück Hamburg. Eben um Blohm + Voss.