Die Probleme reißen nicht ab: Jetzt wurden die Arbeiten teilweise eingestellt. Elemente der Fassade müssen womöglich entfernt werden.
Hamburg. Hamburgs zukünftiges Wahrzeichen an der Elbe kommt aus den Schwierigkeiten nicht heraus. Diesmal geht es um die Reinigung der gewaltigen Glasfassade mit ihren rund 2200 einzelnen Glasscheiben. Die Probleme sind so schwerwiegend, dass die Arbeiten in 110 Meter Höhe jetzt erst einmal gestoppt worden sind.
Bernd Pütter, Sprecher des ausführenden Baukonzerns Hochtief, spricht von einem „partiellen Baustopp“ an der Elbphilharmonie. Und Heribert Leutner, Geschäftsführer der städtischen Realisierungsgesellschaft (ReGe), bestätigte gegenüber dem Abendblatt, dass die Bauarbeiten auf einem etwa ein Meter breiten Streifen auf dem gesamten und mehrfach gewölbten Dach der Elbphilharmonie derzeit ruhen. Es drohen Mehrkosten in Millionenhöhe und zeitliche Verzögerungen.
„Die Probleme sind beherrschbar, aber auch ziemlich kompliziert“, sagt Leutner. Auf jeden Fall sind sie hausgemacht. Denn die ursprüngliche Planung sah etwas ganz anderes vor. „Wir haben damals eine Befahrungsanlage auf dem Dach geplant, von der dann die Körbe mit dem Reinigungspersonal an Seilen an der Glasfront herabgelassen werden können“, sagt ein Sprecher der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron. „Es ist bedauerlich, dass dieses aus Kostengründen von dem Bauherrn abgelehnt worden ist.“
Nach Abendblatt-Informationen wäre diese Fassadenlösung mit rund vier Millionen Euro zu Buche geschlagen. „Der damalige ReGe-Chef Hartmut Wegener wollte auf diese Ausgaben verzichten und die Glasfassade stattdessen von Industriekletterern reinigen lassen“, sagt Heribert Leutner.
Dabei ist jedoch unterschätzt worden, dass dieses Vorhaben mit massiven Sicherheitsauflagen verbunden ist. Für die Genehmigung einer Reinigung durch Fassadenkletterer ist das Amt für Arbeitsschutz zuständig, das der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt unterstellt ist.
„Man wollte damals Fakten schaffen und hat darauf vertraut, dass die Genehmigung für ein solches städtisches Vorzeigeobjekt relativ unkompliziert erteilt werden würde“, sagt ein Beteiligter. Das war im Jahr 2006. Und es war ein gravierender Irrtum. Denn erteilt wurde die Genehmigung für die ReGe nach Aussage von Leutner „im Februar diesen Jahres“. Warum eine Behörde für die Erteilung einer Genehmigung rund fünf Jahre gebraucht hat? „Ich hätte mir gewünscht, dass es schneller geht“, sagt Leutner.
Auf jeden Fall ist aus Sicherheitsgründen jetzt ein Geländer auf der gesamten Dachkante vorgeschrieben. Und dieses soll umklappbar sein, damit es nicht das Gesamtkunstwerk Elbphilharmonie verschandelt. Die Kosten dafür schätzen Planer auf bis zu zehn Millionen Euro.
Strittig ist, ob der Baukonzern Hochtief für diese Baumaßen die gesamte obere Reihe der Glasfassade wieder entfernen muss. Oder ob es eine günstigere Lösung gibt. „Wir wollen erst einmal von Hochtief wissen, warum nicht ein ordentlicher Schutz der Gläser ausreicht“, sagt Leutner. Umstritten bleibt, ob sich durch diese nachträg?liche Änderung der voraussichtliche Fertigstellungstermin, den Hochtief zuletzt für April 2014 angekündigt hatte, halten lässt.