Mit Air-Berlin-Chef Hunold geht ein kantiger Typ
Immer hatte Joachim Hunold eine Erklärung parat, warum Air Berlin auch diesmal wieder rote Zahlen schrieb. Mal war es ein Streik, mal die Vulkanaschewolke, mal ein schneereicher Winter. Nun ist es die Ticket-Steuer, die als Entschuldigung herhalten musste.
Doch zuletzt glaubte selbst einem Marketing-Genie wie Hunold kaum noch jemand, was er unermüdlich beteuerte: dass im nächsten Jahr alles besser wird. Nun hat er die Konsequenzen gezogen. Wenn man bedenkt, wie lange er sich im Erfolg sonnen konnte, ist man versucht zu sagen: Den richtigen Zeitpunkt für seinen Abgang hat Hunold verpasst. Aber gibt es für einen Vollblutunternehmer wie ihn überhaupt einen passenden Zeitpunkt für den Abschied?
Fest steht, dass der Luftfahrtbranche, die ohnehin nicht reich an kantigen Persönlichkeiten ist, nun genau so ein "Typ" verloren geht. Leute wie ihn findet man allenfalls noch auf den britischen Inseln: Michael O'Leary (Ryanair) und Richard Branson (Virgin Atlantic) sind von einem ähnlichen Kaliber.
Mit der gleichen Dickköpfigkeit, die ihn während der Aufbaujahre von Air Berlin so erfolgreich machte, hat Hunold aber auch an seinen Rezepten festgehalten, als sich das Umfeld wandelte. "Der Achim", wie er sich von Kollegen und Freunden gern nennen ließ, führte Air Berlin, einen Konzern mit inzwischen 9000 Beschäftigten, autokratisch wie einen kleinen Mittelständler. So kann es im Unternehmen nicht weitergehen.
Ob die Rettung der chronisch defizitären Fluglinie gelingen kann, ist ungewiss. Eines aber weiß Hunold sehr gut, wie er Ende 2009 in einem Abendblatt-Interview sagte: "Wenn jemand geht, der ein Unternehmen über viele Jahre geprägt hat, dann wird daraus ein anderes Unternehmen." Ein Gedanke, der ihm offenbar nicht behagte - bis es schließlich nicht mehr anders ging.