Trotz einer Arbeitslosenquote von 8,1 Prozent finden Firmen nur schwer Mitarbeiter. Der Arbeitsmarkt kommt immer stärker in Bewegung.
Hamburg. Der Arbeitsmarkt in Hamburg kommt dank der anziehenden Konjunktur immer stärker in Bewegung. "Das zeigt sich in einer Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und an deutlich mehr offenen Stellen, die innerhalb eines Monats von der Arbeitsagentur eingeworben werden konnten", sagt Hans-Martin Rump, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Hamburg. So gibt es jetzt in Hamburg mit 818 000 ein Prozent mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte als vor einem Jahr. "Damit fällt der Zuwachs stärker aus als im Bundesdurchschnitt mit 0,7 Prozent", sagt Rump. Allein im Juli konnte die Arbeitsagentur 5212 offene Stellen akquirieren. "Das sind 22 Prozent mehr als im Juli des Vorjahres und zeigt die Dynamik, die inzwischen in den Arbeitsmarkt gekommen ist", sagt Rump. Insgesamt gibt es gegenwärtig 14 500 freie Stellen in Hamburg - rund sieben Prozent mehr als noch vor einem Jahr.
Dossier: Der Hamburger Arbeitsmarkt-Report
Dem stehen 74 782 Arbeitslose im Juli gegenüber. Das sind 6,3 Prozent weniger als vor einem Jahr. Allerdings kam es gegenüber dem Vormonat zu einer Zunahme der Arbeitslosen um 1,6 Prozent. "Das ist aber kein Indiz dafür, dass die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt gestoppt ist", so Rump. Der Anstieg zum Vormonat entspreche der jahresüblichen Entwicklung. In der Urlaubszeit halten sich die Firmen mit Einstellungen zurück. Das bekommen auch viele Jugendliche zu spüren, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben und von den Arbeitgebern nicht übernommen werden. Deshalb stieg die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen um 15,5 Prozent auf 6844. Gegenüber dem Vorjahr verringerte sich aber die Arbeitslosigkeit bei den 15- bis 24-Jährigen um 17 Prozent. Rump appelliert an die Firmen, die Ausgebildeten im Betrieb zu halten. Dafür könne auch das Mittel der Kurzarbeit genutzt werden.
Jugendarbeitslosigkeit in Hamburg steigt um 15,5 Prozent
Inzwischen beanspruchen Firmen kaum noch die Kurzarbeit. Die Zahl der Anzeigen ging im Juni um knapp 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Zuletzt wurde noch für 7400 Personen Kurzarbeit abgerechnet.
Firmen haben inzwischen Probleme, Mitarbeiter zu finden. So sucht die Volksfürsorge AG Vertriebsgesellschaft Mitarbeiter für den Verkauf ihrer Produkte. "Pro Quartal stellen wir in Hamburg etwa zehn Mitarbeiter im Angestelltenverhältnis ein", sagt Vorstand Rainer-Andreas Brand. Bewerber werden immer gesucht. Da es eine umfangreiche Ausbildung gibt, "eignet sich die Tätigkeit auch für Quereinsteiger", sagt Brand. Auch Hamburgs Steuerberater suchen dringend Personal. "Gesucht werden Steuerfachangestellte", bestätigt Bernd Janssen, Präsident der Steuerberaterkammer Hamburg. 387 werden gegenwärtig ausgebildet. Es könnten mehr sein, doch bei den Bewerbern unterliegen die Steuerberater häufig der Konkurrenz von Banken und Versicherungen, die auch gern Abiturienten ausbilden. "Aber auch die Hamburger Wirtschaft weiß unsere gut Ausgebildeten zu schätzen", sagt Janssen. "Denn ein Steuerfachangestellter kann auch das Rechnungswesen in einem mittelständischen Betrieb leiten."
Direkt von einer Bewerbungsmesse der Arbeitsagentur hat Hans-Joachim Tetzlaff von der RPG Unternehmensgruppe zwei Arbeitslose eingestellt. Das Berliner Unternehmen, das Reinigungsarbeiten in hochwertigen Büro- und Wohngebäuden übernimmt, baut gerade in Hamburg eine Niederlassung auf. "In einem ersten Schritt suchen wir noch zwölf Beschäftigte", sagt Tetzlaff.
Hamburgs Arbeitsmarkt profitiert von den wirtschaftsnahen Dienstleistungen. So zeichnet sich auch bei den Berufskraftfahrern ein steigender Bedarf ab. Vor allem für Neueröffnungen wie Möbel Höffner in Eidelstedt werden Verkäuferinnen bzw. Kaufleute im Einzelhandel gesucht. "Viele Jobangebote haben wir auch für Krankenpfleger, Ingenieure und Augenoptiker", sagt Agentur-Geschäftsführer Rump.
Bundesweit hat die Zahl der Arbeitslosen um 271 000 innerhalb eines Jahres abgenommen. Die Bundesagentur für Arbeit registrierte mit 3 192 000 Menschen ohne Beschäftigung die niedrigste Juli-Arbeitslosigkeit seit 18 Jahren. Neue Stellen entstehen vor allem in der Zeitarbeit. So kletterte der Anteil der Leiharbeitsposten an allen neuen Stellen von 26 Prozent im Januar auf 35 Prozent im Juni. Bundeswirtschaftsminister Rösler (FDP) rechnet noch im Laufe des Jahres mit weniger als drei Millionen Arbeitslosen. Nach Schätzung von Experten wird dieser Wert spätestens im Oktober erreicht.