In sieben von acht Bons wurden bei einer Studie die Stoffe Bisphenol A oder S entdeckt. In Babyflaschen ist die Chemikalie seit März verboten.
Hamburg. Handelsübliche Kassenbons enthalten einer aktuellen Studie zufolge gesundheitsgefährdende Chemikalien. Untersucht wurden die Einkaufsquittungen von acht Unternehmen. Bei sieben Firmen wurden die Stoffe Bisphenol A oder S entdeckt. Dies geht aus einer am Dienstag im Auftrag des "Greenpeace Magazins“ veröffentlichten Untersuchung hervor. Unter anderem waren die Chemikalien auf Belegen von Supermarktketten sowie aus Fahrkartenautomaten nachgewiesen worden.
Betroffen sind Bons von Edeka, Galeria Kaufhof und der Deutschen Post - hier wies das testende Labor das Bisphenol A (BPA) nach. Die untersuchten Quittungen von Kaisers, Aldi Nord, Rewe sowie Automaten-Fahrkarten der Deutschen Bahn enthielten das verwandte Bisphenol S (BPS). Einzig die Kassenzettel von Lidl waren nicht mit den Stoffen belastet.
Während des Ausdrucks an der Kasse oder an Fahrkartenautomaten reagiert Bisphenol A auf den Bons zu Farbstoff. An den weißen Stellen bleibt die Chemikalie aber unverändert haften. Nach Einschätzung der EU-Lebensmittelbehörde Efsa ist eine Aufnahme von täglich 0,05 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht unbedenklich. In den positiv getesteten Kassenbons wurden die Bisphenole A und S jeweils im Milligramm-Bereich nachgewiesen.
Die umstrittenen Chemikalien können über Hautkontakt in den Organismus gelangen. Gefährlich erscheint, dass in den aus Thermodruckpapier bestehenden Kassenzetteln die Chemikalien viel höher konzentriert sind als etwa in Plastik und zudem weniger fest gebunden. Forscher fanden Indizien dafür, dass der Stoff die Reifung des Gehirns von Ungeborenen und Kleinkindern irreversibel schädigen kann. Neuere Studien bringen BPA auch mit Herzerkrankungen, Brust- und Prostatakrebs sowie Fruchtbarkeitsproblemen in Verbindung.
BPS unterscheidet sich chemisch nur geringfügig von BPA, ist aber noch wesentlich schlechter erforscht. Es wird oft als Ersatz für BPA verwendet. Das Umweltbundesamt und das Bundesinstitut für Risikobewertung halten das für falsch. Einige neuere, bislang noch unbestätigte Untersuchungen ergaben, dass BPS sogar eine stärkere östrogene Wirkung entfalten kann als BPA und vom menschlichen Körper schlechter abgebaut wird.
Bisphenol A ist seit März in Babyflaschen innerhalb der Europäischen Union verboten – auch in Deutschland.