Heute ist Einschulung in der Hansestadt. Die Klassengrößen liegen erstmals unter dem Bundesdurchschnitt. Aber noch fehlen Räume.
Hamburg. Die 15.800 Mädchen und Jungen, die heute in Hamburg ihren ersten Schultag haben, erwischen einen bildungspolitischen Traumstart. Die Erstklässler an den 195 staatlichen und 17 nicht staatlichen Schulen sind der erste Jahrgang, der mit einer deutlich kleineren Klassengröße beginnt, als es in der Hamburger Schulgeschichte je der Fall gewesen ist. Und: Die Zahl der Lehrerstellen wird um 600 erhöht.
In den insgesamt 642 ersten Schulklassen sitzen im Durchschnitt nur noch 21,6 Kinder. In sozial schwachen Regionen sind es sogar nur 18,4 Jungen und Mädchen. An den 23 sogenannten Starterschulen, die sechs Primarschulklassen führen, beträgt die Zahl der Schüler 15 bis 18 pro Klasse. Damit liegt Hamburg bei der Klassengröße erstmals unter dem Bundesdurchschnitt. Und das, obwohl die Zahl der Erstklässler um 900 Kinder höher ist als im Vorjahr. 2008 wurden noch durchschnittlich 25,1 Abc-Schützen in einer Klasse unterrichtet, 1998 waren es im Schnitt 28 Schüler, 1977 saßen in einer ersten Klasse durchschnittlich sogar 30 Kinder, und 1960 lag die Klassenfrequenz noch bei 36 Kindern.
+++ Ein Start erster Klasse +++
Die günstige Entwicklung ist Folge des Hamburger Schulfriedens, auf den sich CDU, SPD und GAL Anfang 2010 vor dem Volksentscheid über die Primarschule geeinigt hatten. Der Friedensschluss sieht auch vor, dass es zehn Jahre lang keine Änderung der Schulstruktur mehr geben soll. "Kleinere Klassen, eine verlässliche Schulstruktur und keine Reformhektik - diese Erstklässler werden eine ordentliche Schulzeit haben", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) dem Abendblatt. "Wir wollen das Vertrauen in das staatliche Schulsystem stärken und werden alle Verbesserungsvorschläge daraufhin überprüfen, ob sie machbar sind und funktionieren."
CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich, kurzzeitig auch Schulsenator, streicht die Verdienste seiner Partei heraus. "Vor sechs Jahren haben wir in Hamburg erstmals die Idee des Zwei-Säulen-Modells von Gymnasium und Stadtteilschule vorgestellt", sagte Wersich. "Auch wenn es noch manche große Baustelle gibt, sind wir deutlich vorangekommen und inzwischen Vorbild für viele andere Bundesländer geworden."
GAL-Fraktionschef Jens Kerstan betont, dass die Grünen das Schulsystem trotz des Neins der Hamburger zur Primarschule gestärkt haben. "Unsere Klassen gehören in Deutschland zu den kleinsten, dies macht individuelle Förderung möglich", sagte Kerstan. Die heutigen Erstklässler starteten "unter besseren Bedingungen als jede Schülergeneration vor ihnen".
Einen enormen Zuwachs erleben im neuen Schuljahr auch die Vorschulklassen. 8100 Kinder an staatlichen und 640 an Privatschulen werden die Vorschule besuchen. Das ist ein Zuwachs von 1500 Kindern (23 Prozent). Insgesamt sind mit Schuljahresbeginn 28 Ganztagsschulen an den Start gegangen, 22 davon sind Grundschulen.
Die größte Herausforderung für den Senat bleibt der Schulbau. Wegen der kleineren Schulklassen gibt es nicht genügend Räume an den Schulen. Mehr als 6000 Kinder müssen deshalb in 305 Containern unterrichtet werden, von denen noch nicht alle bereitstehen. Schuld ist nach Angaben der Behörde ein Unternehmen aus Tschechien, das mit zweiwöchiger Verspätung liefere.