Jean-Claude Trichet scheut den Konflikt mit Regierungen nicht
Jean-Claude Trichet bleibt seiner Linie bis zum Ende treu: Unter der Leitung des im Oktober ausscheidenden Präsidenten hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins hochgesetzt - wohl wissend, dass sich damit die Situation in den von der Schuldenkrise gebeutelten Ländern noch verschärft. Damit demonstriert Trichet seine Entschlossenheit, am obersten Ziel der Notenbank, der Sicherung der Preisstabilität, festzuhalten.
Auch in einem anderen Punkt bietet Trichet der europäischen Politik die Stirn: Er spricht sich klar dagegen aus, private Gläubiger an der Griechenland-Rettung zu beteiligen, selbst wenn man damit eine vorübergehende Pleite des Landes riskiere. Damit stellt er sich gegen die Regierungen in Berlin und Paris.
Gleichzeitig ist Trichet bereit, Staatsanleihen aus Griechenland und Portugal weiter als Sicherheit zu akzeptieren, auch wenn sie von Rating-Agenturen auf Ramschniveau heruntergestuft wurden. Diese Ausnahme von den EZB-Regeln ist notwendig, um die Banken dieser Staaten über Wasser zu halten. Insgesamt steuert Trichet einen Kurs mit Augenmaß, um den Euro zu bewahren.