Die HSH Nordbank verbucht einen kleinen Gewinn von 48 Millionen Euro - die Bilanz stellte Dirk Jens Nonnenmacher aber nicht mehr vor.
Hamburg. Dirk Jens Nonnenmacher verabschiedet sich mit einem kleinen Gewinn von 48 Millionen Euro von der HSH Nordbank. Das hört sich nicht nach viel an, ist aber durchaus beachtlich nach den Riesenverlusten der Jahre 2008 und 2009. Nach den Planungen der Bank war erst für 2011 die Rückkehr in die Gewinnzone geplant. Für das vergangene Jahr rechnete das Institut eigentlich noch mit einem Verlust in dreistelliger Millionenhöhe. Die schnelle Erholung der Weltwirtschaft gab unerwarteten Rückenwind; die Risikovorsorge fiel weitaus geringer aus als im Vorjahr.
"Die HSH Nordbank ist wieder zukunftsfähig aufgestellt“, sagte Vorstand Constantin von Oesterreich, der an Nonnenmachers Stelle am Donnerstag in Hamburg die Bilanz vorstellte. "Wir haben die Bank einer Radikalkur unterzogen und damit das Fundament für die Zukunft gelegt.“ Für das nächste Geschäftsjahr soll es wieder Dividende geben, vielleicht auch schon für das laufende.
Wie diese Zukunft aussieht, ist die spannende Frage. Zunächst einmal sei die Bank am Kapitalmarkt zurück; die Kernkapitalquote international konkurrenzfähig. Die öffentlichen Garantien vom Bankenrettungsfonds Soffin und den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein werden in diesem und dem kommenden Jahr nach und nach zurückgeführt; damit sinken auch die Gebühren für die Garantien und die Ertragskraft der Bank wird gestärkt. Die Kernbank, wo das zukunftsfähige Geschäft zusammengefasst ist, soll wieder gezielt auf Kundensuche in den Hauptgeschäftsfeldern der Bank gehen. Das sind international Schiffe, Flugzeuge, Infrastruktur und erneuerbare Energien sowie norddeutsche regionale Firmenkunden.
Im Gegensatz zu anderen Landesbanken stehen für die HSH Nordbank aktuell keine Übernahme- oder Fusionsabsichten auf der Agenda. Die Bank gehört mehrheitlich Hamburg und Schleswig-Holstein, hat aber auch private Eigner. Im Sommer will voraussichtlich die EU-Kommission ihre Auflagen für die HSH Nordbank veröffentlichen - und das könnte bedeuten, dass Hamburg und Schleswig-Holstein die Kontrollmehrheit abgeben müssen. "Dann werden wir die Bank für den Verkauf vorbereiten“, sagte der neue Vorstandsvorsitzende Paul Lerbinger. Als strategische Partner kommen auch chinesische Banken in Frage. Noch ist aber offen, was die EU-Kommission beschließen wird.
Nonnenmacher, der auf dem Höhepunkt der Krise im Herbst 2008 an die Spitze der Bank gelangt war, hatte die Öffentlichkeit stark polarisiert. Der Vorstandsvorsitzende verzichtete nicht auf eine vertraglich vereinbarte Zahlung von 2,9 Millionen Euro, hatte schwer durchschaubare und am Ende verlustreiche Geschäfte mit abgezeichnet, war verwickelt in Intrigen und Bespitzelungen und konnte offene Fragen in den Untersuchungsausschüssen des Kieler Landtags und der Hamburgischen Bürgerschaft nicht schlüssig beantworten. Unter Lerbinger ist zu erwarten, dass die Bank in ein ruhigeres Fahrwasser kommt. Er will die Strategie der Bank nicht umwerfen, sondern allenfalls schärfen, und die Bank nach der Krise wieder auf einen Wachstumskurs führen.