Der parteilose CDU-Kandidat will nicht mit dem Ex-Bürgermeister auftreten - und empfiehlt der kompletten CDU einen Beust-Verzicht.
Hamburg. Wer sich einen früheren Widersacher ins Boot holt, der muss sich nicht wundern, wenn dieser aneckt. So ist es nun bei der CDU und Walter Scheuerl, der als parteiloser Kandidat auf der Liste der Christdemokraten zur Bürgerschaftswahl antritt: Der einstige Gegner der Schulreform will den CDU-Bürgermeister von einst, Ole von Beust, nicht im Wahlkampf dabeihaben.
"Für gemeinsame Auftritte stehe ich nicht zur Verfügung", sagte Walter Scheuerl dem Abendblatt. Doch nicht nur das: Wenn es nach ihm ginge, so Scheuerl, sollte auch die Hamburger CDU komplett auf von Beust als "Wahlkämpfer" verzichten.
Der Ex-Bürgermeister hatte sich in der Schulpolitik in eine Position begeben, gegen die er mit dem Volksentscheid gekämpft habe, so der Kopf der Volksinitiative "Wir wollen lernen". Vor diesem Hintergrund jetzt gemeinsam Wahlkampf zu machen wäre den Hamburgern deshalb schwer zu vermitteln. Allerdings bleibt es nicht bei der persönlichen Fehde mit von Beust, der sich für die Reform stark gemacht hatte. Denn, so Scheuerls Argument, ein ähnlicher Maßstab müsse für die gesamte CDU gelten. Schließlich hätten die Hamburger die von von Beust propagierte Schulreform abgelehnt, Bürgermeister Christoph Ahlhaus und Parteichef Frank Schira haben sich mittlerweile ausdrücklich von der Primarschule distanziert. "Ole von Beust jetzt also aus Gründen vermeintlicher Popularität als Zugpferd einzuspannen macht aus meiner Sicht keinen Sinn", sagte Scheuerl.
Von Beust habe neun verdienstvolle Jahre als Bürgermeister gehabt, so Scheuerl weiter. Doch bei dessen Rücktritt habe er selbst gesagt, dass alles seine Zeit habe. "Ole von Beust hat sich in die Privatheit verabschiedet, für politische Ämter steht er nicht mehr zur Verfügung", sagte Scheuerl. "Für den Wahlkampf der CDU ist er deshalb der Falsche."
Ahlhaus war für einen Kommentar der Aussagen seines politischen Fangs gestern nicht zu erreichen, unterdessen wiegelte Fraktionschef Schira ab. "Wenn Herr Scheuerl das für sich festlegt, ist das seine Sache", sagte Schira. Veranstaltungen mit beiden zusammen seien nie geplant gewesen - und überhaupt sei noch nicht klar, welche Rolle von Beust im Wahlkampf spielen werde. "Ole von Beust hat angeboten, uns zu unterstützen", sagte Schira. "Jetzt muss man sehen, wie man damit umgeht."
Vor einem Monat hatte Ole von Beust, der mittlerweile als Rechtsanwalt arbeitet, angekündigt, seiner Partei und seinem Nachfolger Christoph Ahlhaus im Wahlkampf zur Seite zu stehen und auf jeden Fall beim Auftakt dabei zu sein. Die Termine der CDU bis zu den Wahlen am 20. Februar würden jedoch erst jetzt geplant und Anfang Januar mit Bürgermeister Ahlhaus abgesprochen, so CDU-Wahlkampfleiter Gregor Jaecke. Das betreffe auch die mögliche Einbindung von Ole von Beust. Trotz laufender Planungen - Bestürzung ob der harten Kritik Scheuerls hört sich anders an. Auch der abschließende Satz Schiras, die Partei müsse jetzt nach vorne blicken, könnte ebenfalls in Richtung eines Wahlkampfes ohne die einstige Führungsfigur interpretiert werden.
Bleibt die Frage, wie sehr Ole von Beust das tatsächlich stören würde. Er selbst konnte sich derzeit nicht zu der Attacke gegen seine Person äußern - er weilt laut einer Sprecherin "im fernen Ausland".