Nach der Selbstmord-Attacke in Stockholm fürchten Sicherheitskreise weitere Attentate
Stockholm. Ein Doppelanschlag in der schwedischen Hauptstadt Stockholm hat am Adventswochenende Ängste in ganz Europa vor neuen Terrorakten ausgelöst. Schweden steht unter Schock. Es ist das erste Mal, dass islamistischer Bombenterror das skandinavische Land trifft.
In Kreisen von Verfassungsschützern in Deutschland hieß es, derartige Anschläge "haben wir hauptsächlich für Berlin, aber auch für andere deutsche Großstädte gerade zu Weihnachten vor Augen". Claude Moniquet, der Chef des europäischen Geheimdienst- und Sicherheitszentrums in Brüssel, betonte, in anderen europäischen Hauptstädten solle man sich "über die Tatsache Sorgen machen, dass dies kurz vor Weihnachten passiert. Das könnte ein Signal an andere potenzielle Extremisten sein, zu dieser Zeit zuzuschlagen."
Bernhard Witthaut, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), warnte ebenfalls vor radikalisierten Tätern. "Was in Stockholm passiert ist, kann jederzeit in deutschen Städten geschehen. Denn alle Sicherheitshinweise deuten darauf hin, dass auch bei uns ein terroristischer Anschlag verübt werden soll", sagte Witthaut "Welt Online".
Am Sonnabendnachmittag um kurz vor 17 Uhr war zunächst in der Einkaufsstraße Drottninggatan eine Gasflasche in einem Auto explodiert. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt - die Drottninggatan ist in der Weihnachtszeit die meistbesuchte Geschäftsstraße Stockholms. Die Menschen flüchteten in Panik.
Wenig später sprengte sich in einer 200 Meter entfernten Innenstadtstraße ein Mann in die Luft. Zwei Menschen wurden leicht verletzt. Der Attentäter erlag kurz darauf seinen Verletzungen. Kurz vor der Explosion soll er einige Worte auf Arabisch geschrien haben. Offenbar hatte der Täter eine Rohrbombe gezündet, in einem Rucksack trug er fünf weitere Bomben bei sich; wären alle Sprengkörper explodiert, hätte es ein Massaker gegeben. Die schwedische Polizei stufte den Anschlag als "sehr ernsten Terrorakt" ein. Außenminister Carl Bildt: "Das hätte wirklich katastrophal enden können." Der Selbstmordattentäter hatte kurz vor der Tat in Mails an die Polizei und eine Nachrichtenagentur zum "Heiligen Krieg" gegen Schweden aufgerufen. Grund sei "das Schweigen des schwedischen Volkes" zu Mohammed-Karikaturen und der Beteiligung von Schwedens Militär am Afghanistan-Einsatz: "Jetzt müssen eure Kinder, Töchter und Schwestern sterben", hieß es. Nach ersten Einschätzungen gehen Sicherheitsbehörden davon aus, dass der Mann offenbar ein Einzeltäter ohne Verbindung zum Terrornetzwerk al-Qaida sei.
Trotz der Befürchtungen, dass es weitere Anschläge geben könnte, wurde in Deutschland die Gefahrenstufe nicht erhöht. Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach erklärte aber: "Der Terroranschlag macht deutlich, wie ernst die Situation ist. Wir werden noch über Weihnachten hinein das hohe Niveau der Sicherheitsvorkehrungen halten müssen." Hamburgs Innensenator Heino Vahldieck (CDU) sagte dem Abendblatt, es bestehe immer ein Risiko. "Ich sage aber noch einmal ganz deutlich, dass wir hier in Hamburg nicht akut gefährdet sind und sich niemand ängstigen und von seinen Lebensgewohnheiten abweichen muss." Er empfehle den Bürgern, sich so zu verhalten wie immer: "Wer auf einen Weihnachtsmarkt gehen möchte, der sollte es machen."