In der Hansestadt gab es keinen Run auf den Pass im Scheckkartenformat. Wie in Flensburg und Hannover blieb dort der alte Ausweis gefragter.

Hamburg/Berlin. Die Fingerabdruck-Geräte liegen bereit und die digitalen Unterschriften-Leser warten in den Bürgerämtern auf ihren Einsatz. Doch der große Ansturm auf die neuen Personalausweise blieb am ersten Tag aus.

In Hamburg , Flensburg oder Hannover hieß es gar, der alte „Perso“ sei in seinen letzten Tagen stärker nachgefragt gewesen. „Wir haben nicht den Massenansturm, mit dem wir gerechnet haben“, bringt es die Sprecherin des Bezirksamts Hamburg-Harburg, Petra Schulz, auf den Punkt. Außerdem fiel der Start des neuen Personalausweises auch noch auf einen Feiertag in mehreren großen Bundesländern.

In Berlin ließen sich einige Fans des scheckkartengroßen Dokuments zwar einen Termin geben, um den Ausweis unter den ersten beantragen zu können. Doch eine besonders große Nachfrage nach den Dokumenten mit elektronischem Chip und einem sechsstelligen PIN-Code stellten die Bürgerämter nicht fest. „Es gibt keinen besonderen Run auf den Neuen“, stellt Axel Hunger für den Bezirk Lichtenberg fest.

Immerhin gab es auffällig viele Anträge in Berlin-Mitte. Dort hätten viele Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums am Vormittag einen neuen Personalausweis beantragt, sagte Bezirksstadtrat Stephan von Dassel.

Im Rathaus in Schöneberg versammelten sich zehn Berliner Unternehmer der Informationstechnik um durch ihre Anträge zu zeigen, dass der neue Personalausweis unbedenklich ist. Datenschützer und Computer-Experten hatten Sicherheitsbedenken geäußert, weil das neue Dokument über ein Kartenlesegerät mit Online-Shops, Banken, Versicherungen, sozialen Netzwerken sowie Unternehmen und Behörden kommunizieren kann.

Im Kern betreffen die Bedenken aber vor allem den Personal Computer, mit dem der Chip im „ePerso“ ausgelesen wird. Ist der PC mit einem „Trojaner“ infiziert, kann die PIN des Ausweises unter Umständen ausgespäht werden. Mit einem guten Kartenleser kann man allerdings diese Gefahr vermeiden.

Viel wichtiger als der Chip ist für viele Antragsteller das kleinere Format. „Der andere zerknittert mir immer im Portemonnaie“, sagt Uwe Trockels, der sich im Rathaus in Schönberg anstellt. Ein paar Bänke weiter sitzt Wolfgang Mages und wartet ebenfalls, bis seine Nummer aufgerufen wird. „Ich freue mich schon lange auf den 1. November. Den alten Ausweis habe ich nie dabei, da er groß und hässlich ist.“

Der IT-Unternehmer Dirk Stocksmeier lässt nebenan seine Fingerkuppen scannen, obwohl der Fingerabdruck optional ist. „Ich hoffe, so an Flughäfen oder bei Grenzkontrollen in Zukunft Zeit zu sparen“, sagt Stocksmeier. Wolfgang Mages jedoch will seine Zeigefinger nicht erfassen lassen. „Ich bin misstrauisch, auch wenn mir versichert wird, dass die Daten auf meinen Wunsch gelöscht werden.“

+++ Neuer Personalausweis: Das sollten Sie wissen +++

Einige Antragsteller wünschten sich bereits am ersten Tag des neuen Personalausweises, dass das Dokument bald noch viel mehr kann. „Ich hoffe, dass der Personalausweis bald weitere Karten ersetzen wird, wie Zugangskarten von Unternehmen oder Punktekarten – dann wäre wieder Platz im Portemonnaie“, sagt IT-Unternehmer Stocksmeier. Auch der Handelsvertreter Trockels meint: „Es nervt mit den ganzen Codes und Karten. Ich schätze, es gibt in Zukunft nur noch eine Karte, auf der alle Informationen gespeichert sind.“ Ein Ausnahmefall ist Carsten Nitzsch, der extra einen Termin für die Mittagspause ausgemacht hat: „Ich bin ein Personaldokumente-Fan und sammele die Ausweise auch.“

In etwa vier Wochen werden die Antragsteller ihr neues Dokument abholen können. Davor werden ihnen die persönliche PIN, eine PUK und ein Sperrkennwort per Post zugestellt. Dieser Brief kommt noch per Post – der Antrag selbst wird in den Bürgerämtern aber vor allem digital erledigt. „Wir werden in den nächsten zehn Jahren etwa zwanzig Millionen Blatt Papier sparen“, sagt Manuela Sandhop, Projektleiterin der Personalausweise für das Land Berlin. Momentan arbeiteten die Behörden daran, sogar das Foto bald im Amt digital aufnehmen und übertragen zu können.