Integration heißt das Thema der Stunde, wenn man den Politikerschwüren in der Sarrazin-Debatte Glauben schenken mag. Doch über den Umgang mit problematischen Ausländergruppen sollten die Berliner Parteistrategen nicht die Binnenintegration jener vergessen, die dem ehemaligen Berliner Senator und Noch-Bundesbanker recht geben - und zwar uneingeschränkt und jenseits semantischer Debatten um Gene und unzulässiger Pauschalisierungen.
Seit Jahren gibt es in Deutschland rechts von der Union einen nicht unbeträchtlichen Prozentsatz von Bürgern, die mit den Parteien unzufrieden sind, die sich und ihre Probleme nicht ernst genommen fühlen. Früher waren für diese einmal die CSU unter Franz Josef Strauß oder ein Heinrich Lummer in der CDU zuständig. Mittlerweile sind selbst deren mildere Enkel wie Peter Gauweiler und Roland Koch von der großen Bühne abgetreten.
In Hamburg hat die Vernachlässigung des konservativeren Spektrums schon zur Gründung von STATT und Schill-Partei geführt. Im Bund ist es bisher für die Union gut gegangen. Das muss aber nicht so bleiben. Und vielleicht ist es noch nicht Sarrazin, der eine Neugründung nach dem Vorbild eines Haider in Österreich oder eines Wilders in den Niederlanden wagt. Das Problem bleibt aber latent, denn das brachliegende Wählerpotenzial verlangt geradezu nach einem charismatischen Anführer - oder nach Bindung im bürgerlichen Lager.