Das Urteil im langjährigen Streit zwischen Boeing und Airbus wird erwartet. Folgen für die Zukunft der Flugzeugbauer.

Genf/Paris/Brüsse. Urteil im Airbus-Subventionsstreit: Sechs Jahre nach der Klage der USA legt die Welthandelsorganisation (WTO) heute in Genf ihren Bericht vor. Boeing wirft den Europäern vor, Airbus-Programme mit 15 Milliarden Dollar Starthilfen gefördert zu haben. Dies habe Airbus einen kumulierten Vorteil von 205 Milliarden Dollar verschafft. In einem Zwischenbericht hatte die WTO die europäischen Starthilfekredite für neue Airbus-Modelle grundsätzlich für rechtes erklärt, aber einzelne Bedingungen kritisiert.

Damals hatte Airbus erklärt, 70 Prozent der Vorwürfe von Boeing seien von der WTO zurückgewiesen worden. Der US-Konzern hatte sich dagegen zum Sieger gekürt und erklärt, die Subventionierung seines Erzrivalen sei nun amtlich attestiert. Dies gelte vor allem für den Super-Airbus A380. Der WTO-Bericht bedeutet nicht das Ende des Streits. Mitte Juli dürfte die Organisation einen Zwischenbericht zu einem von der EU angestrengten Verfahren gegen die USA wegen der Subventionierung von Boeing vorlegen. Airbus hält Boeing 23 Milliarden Dollar Subventionen vor.

Airbus und Boeing wollten die erwartete WTO-Entscheidung am Mittwoch vorab nicht kommentieren. Airbus-Sprecher Stefan Schaffrath erklärte lediglich:„Erst der Bericht über Boeing wird erlauben, das Thema ausgewogen anzugehen. Der einzige Weg zu einer Lösung ist, sich hinzusetzen und ohne Vorbedingungen miteinander zu verhandeln.“ Airbus macht geltend, größter Exportkunde der US-Luftfahrtindustrie zu sein. Boeings 787 sei „das höchst subventionierte Flugzeug in der Geschichte der Luftfahrt“.

Der Subventionsstreit hat Folgen für die künftige Förderung des Flugzeugbaus. Boeing macht mit seiner Interpretation des unveröffentlichten WTO-Urteils in den USA Stimmung gegen den Airbus- Konzern EADS, der als sein einziger Konkurrent um den Pentagon- Auftrag für Tankflugzeuge im Wert von 35 Milliarden Dollar antritt. Airbus versucht daher, den Spieß umzudrehen. „Während Airbus in der WTO beschuldigt wird, seit seiner Gründung vor vier Jahrzehnten annähernd 3,7 Milliarden Dollar Forschungsmittel bekommen zu haben, hat die EU dokumentiert, dass Boeing (...) 16,6 Milliarden Dollar Forschungssubventionen erhalten hat“, erklärte Airbus-America- Chairman Allen McArtor. Washington bekomme nichts für Hilfen für Boeings Zivilflugzeuge zurück. Airbus habe dagegen seit 1992 für jeden Dollar Starthilfekredite 1,40 Dollar an die Staaten zurückgezahlt.