Hamburgs Innensenator Michael Neumann fordert in Deutschland alle 15 Jahre einen obligatorischen Gesundheitscheck für Autofahrer.

Hamburg. Der ADAC und die Gewerkschaft der Polizei halten nichts von verpflichtenden Gesundheitstests für Autofahrer über 65 Jahren. „Eine Verpflichtung zum Gesundheitscheck lehnen wir ab“, sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel am Donnerstag in Berlin. „Das kommt einer Diffamierung gleich.“ Die Statistiken würden dafür auch keinen Anlass bieten, sagte Hölzel. Autofahrer über 65 seien nur bei 13 Prozent aller Unfälle der Verursacher, sie hätten aber einen Bevölkerungsanteil von rund 20 Prozent. Erst jenseits von 80 Jahren würde das Problem akuter. Hier komme es darauf an, dass sich der Fahrer selbst hinterfragt und das familiäre Umfeld auf entsprechende Überprüfungen dringe.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, sagte: „Es wäre natürlich schön, wenn man sich ab einem bestimmen Alter auf freiwilliger Basis einem Sehtest oder einer anderen gesundheitlichen Überprüfung unterziehen würde. Aber es generell vorzuschreiben, ist aus meiner Sicht nicht erforderlich.“

Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) hatte die Diskussion ausgelöst, er fordert spätestens alle 15 Jahre einen obligatorischen Gesundheitscheck. Fahruntaugliche sollen so aus dem Verkehr gezogen werden und ihren Führerschein abgeben. "Bei der Verlängerung von Führerscheinen darf es keinen Automatismus mehr geben. Der Bundesverkehrsminister sollte die Chance nutzen, parallel zur Einführung der 15-jährigen Befristung von Führerscheinen regelmäßige Gesundheitstests zur Pflicht zu machen", sagt Neumann der "Bild". Ab 2013 soll der Führerschein EU-weit 15 Jahre gültig sein.

Senioren ab 65 Jahren haben mit 61,6 Prozent den höchsten Verursacheranteil bei Unfällen in Hamburg. In Schweden und Großbritannien müssen die Senioren daher alle drei Jahre zum Fahrtauglichkeitstest. Spanien verlangt bereits mit 45 Jahren einen Seh- und Hörtests.

+++ Senioren am meisten gefährdet +++

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) warnt aber vor einer Diskriminierung: "Ältere Verkehrsteilnehmer dürfen nicht diskriminiert werden. Entscheidend für die Fahrtüchtigkeit ist nicht das Alter, sondern der Gesundheitszustand."

Zahl der Unfälle auf Hamburgs Straßen steigt

Die Polizei gibt Hamburgs Verkehrsteilnehmern schlechte Noten. Noch nie hat es auf Hamburgs Straßen so viele Unfälle gegeben wie im vergangenen Jahr. Insgesamt registrierte die Polizei mehr als 66 000 Unfälle - fast 12 000 mehr als zu Beginn der regelmäßigen Jahresstatistiken vor 18 Jahren.

Auch die Zahl der Verletzten und Getöteten nahm im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu. 8934 Menschen wurden im vergangenen Jahr bei Unfällen leicht verletzt, 853 erlitten schwere Verletzungen. 34 Personen verloren ihr Leben. Somit verunglückten etwa 600 Menschen mehr als noch 2010, ein Plus von 6,5 Prozent. Zum Vergleich: Bundesweit nahm die Zahl der Unfallopfer um 5,5 Prozent zu.

Die häufigsten Unfallursachen waren laut Polizei zu geringe Sicherheitsabstände, Fehler beim Einfahren, Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren sowie überhöhte und nicht angepasste Geschwindigkeit.

Mit Material von dpa