Ein mahnender Rekord der Verkehrsunfallstatistik

Wer im Verkehr die Nase vorn haben will, der tut sich mit der Rücksicht schwer. Schnell Gas geben, um bei Gerade-eben-Rot noch über die Kreuzung zu fahren. Oder darauf stehen zu bleiben, damit der Verkehr ringsum zum Stillstand kommt. Die bürgerliche Verkehrsgesellschaft ist auf temporeiches Vorankommen und das Überholen der anderen programmiert. Das bleibt nicht ohne Folgen.

Die Zahl der Unfälle war im vergangenen Jahr in Hamburg so hoch wie nie. Oft holten sich Fahrer und Auto nur eine Beule, doch auch die schweren Unfälle mit Todesfolge nahmen zu, was aber hauptsächlich an dem auffällig unfallschwachen Vorjahr liegt. Eine Mahnung ist dies trotzdem.

Die Polizei könnte sich aus dem Katalog der Gegenmaßnahmen mehr bedienen, energischer gegen Rotlichtsünder vorgehen und Tempokontrollen verstärken. Radfahrern könnte der Gesetzgeber eine Helmpflicht auferlegen, denn mit der wachsenden Zahl der Elektroräder werden nach Einschätzung von Verkehrsexperten die neuen Rad-Raser von schlimmen Verletzungen betroffen sein. Sie haben keinen Airbag, während das Sicherheitsgefühl im technischen Rundum-sorglos-Paket des Autokäfigs zu riskantem Fahren verleitet.

Vorschriften nützen nur etwas, wenn sie kontrolliert und sanktioniert werden. Die größte Strafe für einen Autofahrer, der die Regeln der Straßenverkehrsordnung und damit die des rücksichtsvollen Miteinanders verletzt, ist nicht ein hohes Bußgeld, sondern der zeitweise Führerscheinentzug. Aus dem Verkehr gezogen zu werden trifft mobile Menschen härter als der Entzug des Geldes. Und dies vor allem die Berufsfahrer, die meist mit Zeitdruck unterwegs sind. Die Formel 1 in Hamburg muss heißen: Schluss mit dem Rasen.

Das könnte auch ohne Bußtage funktionieren, allerdings nur, wenn man sich kritisch die Folgen eigener Fahrweise vor Augen hielte und am Steuer nicht bei jeder Gelegenheit die Steuerung verlöre. Das müsste dem einen oder anderen Abschreckung genug sein, denn: Autofahrer, die rasen, haben nie Zeit - doch die gesparte Zeit verbringen sie schnell in der Ewigkeit.