Das Fundament des 140 Jahre alten Hauses wurde nach einem Schaden an der Kaimauer unterspült: Der Eigentümer will es nun abreißen.
Rothenburgsort. Ein wenig abseits an der Billwerder Bucht, am Ausschläger Elbdeich, steht ein schmuckes weißes Haus. Es wurde vor fast 140 Jahren vom Zimmermeister Johann Hintzpeter erbaut, weshalb die Bewohner von Rothenburgsort es "Villa Hintzpeter" nennen. Dieses älteste Überbleibsel der Geschichte von Rothenburgsort ist akut vom Abriss bedroht. Nach einem Schaden an der benachbarten Kaimauer ist das Fundament unterspült worden. Nach Auskunft des Bauamts ist das Haus derart einsturzgefährdet, dass man keine Handwerker mehr in das Gebäude schicken kann.
Eigentümer ist seit 2005 der amerikanische Lebensmittelkonzern Cargill, der auch die historische Ölfabrik ein paar Meter weiter nutzt. Er will die alte Villa jetzt abreißen. Dagegen hat sich Widerstand gebildet: Der Stadtteilrat hat sich einstimmig für einen Erhalt ausgesprochen, Unterschriften gesammelt und Cargill in einem eindringlichen Appell gebeten, "eine Lösung zum Erhalt des Gebäudes zu finden".
Der Denkmalverein sieht in der Villa "ein authentisches Zeugnis im an Kulturdenkmälern nicht gerade reichen Süden", das für die Nachwelt gesichert werden müsse. Und auch die Bezirkspolitiker aus Hamburg-Mitte haben sich parteiübergreifend dafür ausgesprochen, die Villa zu erhalten.
"Rothenburgsort ist in den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört worden. Das macht die letzten Bauzeugnisse der Geschichte des Quartiers umso wichtiger", sagt Ingo Böttcher vom Stadtteilrat.
Ursprünglich hatte Cargill geplant, sie zu renovieren. Doch dazu kam es nie. "Durch das Absacken der schützenden Kaimauer ist am und im Gebäude erheblicher Schaden entstanden. So weit hätte es nicht kommen dürfen", sagt Jan Oppermann, SPD-Bezirksabgeordneter aus Rothenburgsort. Man habe immer wieder kleine Sanierungsarbeiten an der Mauer und am Haus durchgeführt, sagt Cargill-Geschäftsführerin Sabine Wilhelm. "Auch mir tut es leid um die Villa, aber es scheint unmöglich, sie zu retten."