Das denkmalgeschützte Reetdachhaus steht seit einem Jahr leer. Die Bezirksversammlung Wandsbek berät über die Zukunft des Hauses.
Hamburg. Die Geschichte des reetgedeckten Landhauses an der Straße Hohenbergstedt ist bewegt und umspannt ein ganzes Jahrhundert: 1911 wurde es als komfortabler Landsitz für die Hamburger Familie Mahr errichtet. Daher auch der Name Landhaus Mahr. Während des Zweiten Weltkriegs nutzte die Frauenschaft der Nationalsozialisten das historische Gebäude. Danach diente es als Kinderheim.
Ab den 1980er-Jahren lebten bis zu 25 Menschen gleichzeitig in dem weitläufigen und denkmalgeschützten Haus in Bergstedt: Das Wohnmodell Kritenbarg hatte das Gebäude mit einer Innenfläche von 575 Quadratmetern angemietet – um das Ideal einer alternativen Wohngemeinschaft zu leben.
Im vergangenen Sommer wurde dem Verein für gemeinschaftliches Wohnen nach fast 30 Jahren vom Privateigentümer, ein Rechtsanwalt und Immobilienhändler, gekündigt. Seitdem steht das denkmalgeschützte Landhaus leer.
Eine besorgte Anwohnerin hat sich nun an die zuständige Bezirksversammlung Wandsbek gewandt. In ihrer Eingabe, über die auf der nächsten Sitzung des Hauptausschusses am Montag, den 21. Mai, beraten wird, schreibt sie: "Dass nach der Kündigung der bisherigen Mieter so lange an dem Haus scheinbar gar nichts passiert, nährt die Sorge, dass der neue Eigentümer möglicherweise auf den Verfall der denkmalgeschützten Bausubstanz spekuliert, um später einen Neubau durchsetzen zu können.“
Für die Anwohnerin wäre "eine solche Entwicklung ein herber Verlust, nicht nur für unsere Straße, sondern für den ganzen Stadtteil Bergstedt, und sollte auch nicht sehenden Auges toleriert werden.“
Dem Bezirksamt Wandsbek ist die Situation bekannt. Eine Sprecherin: "Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude macht trotz des Leerstandes keinen heruntergekommenen Eindruck. Das Gebäude ist äußerlich intakt, das Grundstück aufgeräumt. Eine regelhafte Kontrolle der Bausubstanz ist vom Bezirksamt Wandsbek nicht vorgesehen.“
Ein Sprecher des Amtes für Denkmalschutz, in dessen Zuständigkeitsbereich etwaige bauliche Änderungen an der historischen Immobilie fallen, erklärte, dass der Privateigentümer "im vergangenen Jahr einen Vorbescheidsantrag zur Umnutzung eingereicht“ hat. Die Pläne des Eigentümers sähen vor, das Landhaus um 20 Wohneinheiten für betreutes Wohnen zu ergänzen.
Diesen Antrag hat das Bezirksamt Wandsbek nach einer Prüfung durch das Denkmalschutzamt im Oktober 2011 jedoch abgelehnt. Grund: "Die Planungen beinhalten zu viele Veränderungen am Gebäude“, so Stefan Nowicki von der Kulturbehörde, dem das Amt für Denkmalschutz unterstellt ist.
Endgültig entschieden, wie es mit dem Landhaus Mahr weitergeht, ist allerdings noch nicht. "Gegen den Bescheid (die Ablehnung des Bauvorhabens – Anm. d. Red.) hat die Grundstücksverwaltung Widerspruch eingelegt“, so Nowicki . "Dieser Widerspruch liegt dem Denkmalschutzamt seit Anfang Mai vor, und wir prüfen ihn im Moment.“ (mb)