In der neuen Horror-Show des Hamburg Dungeon entführen die Schauspieler das Publikum in ein düsteres Zuchthaus aus dem 18. Jahrhundert.

Hamburg. Hamburg, Anfang des 17. Jahrhunderts: Ketten rasseln und durch die dunklen Gewölbe des Werk- und Zuchthauses an der Alster hallen das Geschrei der Wärter und das Wimmern der Insassen. Durch einen spärlich beleuchteten Gang werden neugierige Zuschauer in ein düsteres Verlies geleitet - in dessen Mitte ein großer Käfig steht. Starr schaut ein in Ketten gelegter Mann an die Decke. Der Gefangene ist einer der armen Seelen, die teilweise zu Unrecht in dem Foltergefängnis untergebracht sind. Plötzlich, ein Schrei, ein irres Lachen bricht aus dem Gefangenen heraus, das Licht fällt aus. Ein Albtraum scheint Wirklichkeit zu werden.

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Mit der neuen Show "Zuchthaus - Willkür, Wahnsinn, Wut" zeigt der Hamburg Dungeon, was so viel wie Verlies bedeutet, ab sofort eine neue Attraktion in dem modernen Gruselkabinett in der Hamburger Speicherstadt. Über drei Millionen Besucher haben seit Mai 2000 die Attraktion besucht, von denen rund 70 Prozent Touristen sind. "Jährlich wird das Angebot erweitert, in diesem Jahr nach weitreichenden Umbaumaßnahmen mit dem "Zuchthaus", sagt Ulla Möll, die den Dungeon leitet. "Nach dem London Dungeon ist der Hamburger Ableger das zweitgrößte und zweitumsatzstärkste Dungeon in Europa."

Leben eingehaucht wird den düsteren Kulissen der Gruselattraktion von rund 50 professionellen Schauspielern. Sie führen die Besucher durch die Katakomben, die engen Gänge und die moderig riechenden Räume. Am Tag der Premiere verkörpert Schauspieler Tom Dittmann die Rolle des verrückten Zuchthaus-Bewohners, der mit seinen irren Blicken, den Schreien und seiner bedrohlichen Stimme den Zuschauern einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagt. "Um überzeugend zu spielen, muss man sich schon sehr in die Figuren hineinversetzen und sich auf die Rollen vorbereiten", sagt der 43-Jährige, der lange Jahre am Theater gespielt hat. "Dieser Gefangene hat eine, ich sag mal, sehr ungesunde geistige Verfassung. Aber ich glaube, es war wirklich kein Zuckerschlecken in diesem Zuchthaus zu leben und nicht zu wissen, ob man es jemals wieder verlassen darf."

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Bevor er im Dungeon engagiert wurde, verkörperte Dittmann keinesfalls nur Horror-Figuren."Ich bin zwar nicht so der Romeo-Typ, aber eben auch gestrandete Charaktere können in Liebensszenen überzeugen", sagt der Barmbeker. Als eine der größten Herausforderungen sieht Dittmann es, einen angemessenen Gruselfaktor für das Publikum und zu finden. "Das gehört zu Schauspielhandwerk und es kann ziemlich schlimme Folgen haben, wenn man es mit dem Horror übertreibt." Außerhalb seines Jobs steht der 43-Jährige nicht auf blutige Horrorfilme, eher auf Psycho-Thriller. "Ich liebe Alfred Hitchcock, die Figur des schizophrenen Norman Bates ist grandios."

Doch Tom Dittmann kann nicht nur die Rolle des irren Zuchthaus-Insassen spielen. Die rund 50 Darsteller müssen in der Lage sein, alle Figuren aus dem Dungeon zu verkörpern und die Zuschauer in die dunklen Kapitel der Geschichte der Hansestadt zu entführen - die vielleicht in Realität nicht ganz so schaurig waren, wie von Tom Dittmann und seinen Kollegen dargestellt.