Exklusiven Informationen des Abendblatts zufolge ging dem Entschluss ein Gespräch mit Bürgermeister Olaf Scholz voraus.
Hamburg. Plötzlich geht offensichtlich alles ganz schnell: Mitte-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) will nach Informationen des Abendblatts am morgigen Freitag seinen Rücktritt erklären. Ihm waren im Zusammenhang mit dem Tod der elfjährigen Chantal in Wilhelmsburg erhebliche Versäumnisse vorgeworfen worden. Das Mädchen, das bei drogenabhängigen Pflegeeltern lebte, war an einer Methadon-Vergiftung gestorben.
Am Donnerstagnachmittag war Schreiber zu einem Gespräch mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) im Rathaus zusammen gekommen. Die beiden erörterten nach der Bürgerschaftsdebatte am Mittwoch die Lage. Alle Oppositionsfraktionen hatten Schreibers Rücktritt gefordert. Begründung: Er sei seiner Aufsichtspflicht als Bezirksamtsleiter nicht nachgekommen, weil er die für den Fall Chantal verantwortliche Leiterin des Jugendamtes schon seit 2009 für überfordert und nicht geeignet hielt, ohne sich von ihr zu trennen.
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Scholz hatte während der Debatte geschwiegen und sich öffentlich nicht direkt zu Schreiber geäußert. In einem Interview mit der „Welt“ hatte der Bürgermeister aber davon gesprochen, dass es eine „formale Verantwortung und eine politische Verantwortung“ in diesem Fall gebe. Das war als Hinweis gewertet worden, dass er einen Rücktritt Schreibers für erforderlich hält – unabhängig von formal dienstrechtlich nachweisbaren Versäumnissen.
Nach Informationen des Abendblatts einigten sich Scholz und Schreiber darauf, dass er seine Entscheidung bis zum Freitag überlegen werde. Während Scholz zur morgigen Sitzung des Bundesrates nach Berlin reiste, sickerte unter Sozialdemokraten während der Bürgerschaftssitzung im Rathaus schon durch, dass Schreiber seinen Hut nehmen werde. Als denkbarer Nachfolger gilt der Bürgerschaftsabgeordnete und Bauexperte Andy Grote, der der SPD Mitte angehört. (pum)