Umweltauswirkungen durch Feuer noch unklar. Öl-Gemisch schwimmt im Binnenhafen. Firma Coterell soll Schadenersatz leisten.

Harburg. Nach dem verheerenden Großbrand einer Kautschuk-Lagerhalle in Hamburg-Harburg kommen die Aufräumarbeiten voran. Zwei Firmen haben damit begonnen, den zähen Belag aus verbranntem Kautschuk und Löschmitteln von der angrenzenden Straße zu entfernen. Der Harburger Bezirksamtsleiter Thomas Völsch sagte am Donnerstag, die Straße sei vielleicht noch zu retten. Die 30 mal 100 Meter große Halle war am Montag komplett abgebrannt.

„Wir sind vorsichtig, was Optimismus angeht. Wir wissen noch nicht: Was ist unter dem Kautschukbelag?“ Möglicherweise seien Siele und Kabel beschädigt, was einen Neubau der Fahrbahn erforderlich machen würde. Die Firmen kämpfen mit unterschiedlichen Methoden gegen den zentimeterdicken Kautschukschlamm an. An den weniger betroffenen Stellen werden Hochdruckreiniger mit Warmwasser eingesetzt, an anderen Stellen sollen Bindemittel den Schlamm verfestigen. Dieser werde dann abgeschabt und abgefahren – „eine Knochenarbeit“ laut Völsch. Wie lange die Arbeiten dauern, sei nicht absehbar.

Eine weitere Ausbreitung der Gefahrenstoffe im Gewässer des Binnenhafens konnte durch das Schließen der Schleuse verhindert werden. Voraussichtlich werde der milchige Film aus Löschwasser, Kautschuk und Heizöl nun abgepumpt. Experten von Greenpeace beklagten gegenüber dem Hamburger Abendblatt, dass keine Ölsperren ausgelegt worden seien. "Auch heute hat sich nichts getan, und das ist erstaunlich." Denn die Flüssigkeitsgemenge sei "nicht ohne". 40 000 Liter Löschschaum hat die Feuerwehr ausgebracht, davon ist eine unbekannte Menge ins Gewässer geflossen.

Die Substanz, die unter anderem Frostschutzmittel und Tenside beinhaltet, ist giftig. "Handelt es sich um sogenannte fluorhaltige Tenside, so können sie in der Natur nicht abgebaut werden. Sie schädigen die Fortpflanzungsorgane von Tieren", sagt der Greenpeace-Experte. Angeln würde er in nächster Zeit im Binnenhafenwasser nicht. "Das Zeug wird auch von den Fischen aufgenommen."

Bezirksamtsleiter Völsch teilte zudem mit, dass man Schadensersatzforderungen an die Firma H. D. Coterell stellen werde. Die Firma hat sich gegenüber dem Bezirkamt und auf Nachfrage des Abendblatts bisher nicht gäußert.

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Die Schadenshöhe sei zurzeit nicht zu beziffern, sagte Völsch. Die Gelder für die Reinigung würden jetzt erstmal von der Behörde bereitgestellt, sollen aber dann später von einer Versicherung erstattet werden. Dazu habe er bereits versucht, Kontakt mit dem Betreiber der Lagerhalle herzustellen. Er habe allerdings noch keine Antwort erhalten.

Für die umliegenden Betriebe sei die Situation ebenfalls schwierig. Diese müssten sich mit Ersatzforderungen für Geschäftsausfälle und Verunreinigungen an die Versicherung wenden. „Die Stadt kann hierfür nicht haftbar gemacht werden“, sagte der Bezirksamtsleiter.

Die polizeilichen Ermittlungen zur Brandursache gestalten sich ebenfalls schwierig. „Es ist so gut wie alles verbrannt“, sagte Polizeisprecher Jens Ratfeld am Donnerstag. Dass unter dem Schlamm der Auslöser für das Feuer gefunden wird, sei unwahrscheinlich. „Man geht weiterhin von einem technischem Defekt aus“, sagte Ratfeld.

Zwei Tage nach Beendigung der Löscharbeiten beziffert die Feuerwehr den Schaden an ihrer Ausrüstung auf einen sechsstelligen Betrag. Unklar sei noch, ob die Neubeschaffung von Fahrzeugen dazu addiert werden müsse, sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Wagen würden zurzeit chemisch gereinigt. (dpa/abendblatt.de)