Das absolute Flugverbot in Deutschland wurde aufgehoben. So konnte am Abend eine Maschine in Hamburg Richtung Mallorca abheben.

Hamburg. Nach fast vier Tagen Stillstand ist der Flugverkehr in Hamburg am Montag eingeschränkt wieder aufgenommen worden. Um 18.15Uhr startete eine Air-Berlin-Maschine in Richtung Palma de Mallorca. Am Abend sollten nach Angaben des Flughafens Fuhlsbüttel zudem noch Flugzeuge in Richtung Wien, München, Frankfurt/Main und Izmir abheben. Außerdem wurde eine Maschine aus Frankfurt/Main erwartet. Am Dienstagmorgen seien noch vor dem geplanten Ende der Sperrung des Luftraumes um 8.00Uhr Flüge unter anderem nach Zürich, Oslo und Amsterdam vorgesehen. Ob die Maschinen tatsächlich abheben, hinge jedoch von den Fluggesellschaften ab, sagte eine Airport-Sprecherin auf Anfrage.

Hamburg will Nachtflugverbot vorübergehend aufheben

Sobald sich die Aschewolke über Deutschland verzogen hat, wird Hamburg das Nachtflugverbot vorübergehend aufheben. An zwei Tagen sollen dann auf dem Flughafen Fuhlsbüttel Maschinen rund um die Uhr starten und landen dürfen, um den Stau abzuarbeiten, teilte der schwarz-grüne Senat am Montag mit. „Wir bitten die betroffenen Anwohner des Flughafens im Interesse der seit Tagen festsitzenden Fluggäste um ihr Verständnis“, sagte Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL). Die Flugsicherung verlängerte das Start- und Landeverbot am Montag bis Dienstag 2.00 Uhr. In Hamburg gilt normalerweise ein Nachtflugverbot zwischen 23.00 und 6.00 Uhr.

DER WEG DER ASCHEWOLKE IN DEN NÄCHSTEN STUNDEN UND TAGEN

Der Ausfall des Luftverkehrs über weiten Teilen Europas wegen der Aschewolke eines isländischen Vulkans hatte am Montag weiter starke Auswirkungen auf den Verkehr im Norden. Allein der Hamburger Flughafen muss nach Angaben einer Sprecherin täglich rund 600 000 Euro Einnahmeausfälle verkraften. Ein großer Teil der Beschäftigten baue inzwischen Überstunden ab oder habe Urlaub genommen, sagte Flughafen-Pressereferentin Tanja Bösche. Nach dem Ende des Flugverbots werde es noch eine Weile dauern, bis der normale Betrieb wieder laufe.

Viele Reisende im Norden setzten weiter auf den Zug als Alternative. Am Montag gab es am Hamburger Hauptbahnhof ein „vermehrtes Reiseaufkommen“, sagte ein Bahnsprecher. Besonders gefragt seien die Züge nach Kopenhagen, so dass hier zusätzlich auch Busse eingesetzt würden. Seit Freitag versucht die Bahn dem Ansturm durch verlängerte Züge, mehr Personal und ausgeweitete Service-Zeiten zu bewältigen.

ZUM LIVE-TICKER

Der Autoverleiher Europcar mit Zentrale in Hamburg stockte seine deutsche Pkw-Flotte wegen der hohen Nachfrage um rund 2000 Autos auf. Auch der Münchner Autvermieter Sixt vergrößerte seine Flotte um rund 2000 Fahrzeuge. Europcar vermietet in Deutschland etwa 40 000 Autos und steuert jeden Tag einige hundert in die Flotte hinein oder heraus. Da gebe es durchaus die Möglichkeit, kurzfristig die Abnahme bei den Herstellern zu erhöhen, sagte Sprecherin Stefanie Dargel. Europcar lenke die Mietwagen jetzt von den Flughäfen zu den Bahnhöfen um, weil sich die Nachfrage entsprechend verlagert habe. Es gebe Engpässe, aber mit ein wenig Geduld habe jeder Kunde gute Chancen auf ein Auto - die Lage ändere sich an den Vermietstationen ständig.

Vor allem die Skandinavien-Fähren erfreuten sich bei gestrandeten Passagieren großer Beliebtheit (Scandlines, TT-Line, Stenaline). Sie seien ausgelastet wie in der Hochsaison. Für die übrige Schifffahrt haben die Flugverbote bislang jedoch kaum Auswirkungen. Dazu seien die per Flugzeug transportierten Frachtmengen zu gering, sagte ein Sprecher des Verbandes Deutscher Reeder (VDR). Aus entfernten Gegenden wie Asien oder Amerika werden nur sehr hochwertige und eilige Güter per Flugzeug transportiert, weil der Schiffstransport sehr viel preisgünstiger ist. Ob zum Beispiel Post, Pakete oder andere Güter innerhalb Europas auf Schiffe umdirigiert wurden, konnte der Reederverband nicht sagen. Da komme eher der Lastwagen infrage.

Bei der Lufthansa Technik und dem Flugzeughersteller Airbus hat das Flugverbot in weiten Teilen Europas noch nicht zu Einschränkungen bei der Produktion geführt. Die Versorgung mit Ersatzteilen und Komponenten für die Produktion werde gegenwärtig noch aus der Lagerhaltung gesichert, sagten übereinstimmend Lufthansa-Technik- Sprecher Bernd Habbel und Airbus-Sprecher Tore Prang. Das werde sich allerdings ändern, wenn die Flugverbote noch länger anhalten sollten.