Die Hamburger stimmen am 18. Juli über die Schulreform ab. Die Bürgerschaft hat sich auf einen Gegenvorschlag verständigt.

Hamburg. Die Hamburger Bürgerschaft hat sich für den Volksentscheid zur Primarschule auf einen Gegenvorschlag zur Initiative „Wir wollen lernen“ verständigt. Nach Angaben der Bürgerschaftskanzlei vom Mittwoch können die Hamburger damit am 18. Juli nicht nur entscheiden, ob sie für oder gegen die Vorlage der Volksinitiative sind. Sie können sich auch für oder gegen den Aufruf der Bürgerschaft aussprechen.

Nach einer gemeinsamen Sitzung von Vertretern aller Fraktionen bei Bürgerschaftspräsident Lutz Mohaupt lautet der Vorschlag von CDU, GAL, SPD und Linken: „Ich bin für eine bessere Schule in Hamburg, die gerechter und leistungsfähiger ist. Ich unterstütze das längere gemeinsame Lernen in der Primarschule und das Elternwahlrecht nach Klasse 6. Ich unterstütze die einstimmige Entscheidung der Bürgerschaft vom 3. März 2010.“ Der Text soll am 5. Mai in der Bürgerschaft endgültig verabschiedet werden.

Die Initiative um den Anwalt Walter Scheuerl kämpft seit Monaten gegen die Schulreform. Aus Sorge um die Zukunft der Gymnasien will sie vor allem die sechsjährige Primarschule verhindern und hat dafür bereits nach eigenen Angaben 184.500 Unterschriften gesammelt. Außerdem macht sie sich für den uneingeschränkten Fortbestand des Elternwahlrechts stark. Danach entscheiden nicht Lehrer, sondern die Eltern, welche weiterführende Schule ihre Kinder besuchen sollen.

Laut der Studie Kompetenzen und Einstellungen von Schülerinnen und Schülern (Kess 8) liegen Grundschullehrer mit ihrer Empfehlung für eine weiterführende Schule häufig falsch, berichtete unterdessen die Zeitung „Die Welt“ (Donnerstag). Ursache hierfür ist nach Ansicht der Forscher, dass in der 4. Klasse eigentlich keine gesicherte Aussage über die künftige Schullaufbahn der Kinder getroffen werden könne.

Der Studie zufolge gehören in Hamburg zudem Jungen zu den Verlierern des Bildungssystems. In vielen Fächern wie Deutsch und Englisch hätten die Mädchen sie abgehängt. Selbst in Mathe und Naturwissenschaften zogen die Mädchen fast gleich. Laut der Untersuchung schließt sich die Leistungsschere im Laufe der Schulkarriere jedoch nicht, sie wird sogar größer. Der Dortmunder Bildungsforscher Wilfried Bos hatte 9628 Achtklässler an 170 staatlichen und 14 Privatschulen der Hansestadt getestet.