Bisher schweigen die 20-Jährigen aus Bahrenfeld und Eimsbüttel. Einer von ihnen ist polizeibekannt - wegen mehrerer Körperverletzungen.
Hamburg. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit hatte sich zunächst einer der Anwälte der beiden Schläger mit Vertretern der Mordkommission am Polizeipräsidium getroffen. Die bewachten Schranken zum Innenhof des Polizeihauptquartiers in Alsterdorf öffneten sich kurz darauf. Sekunden später brauste ein roter Wagen mit hoher Geschwindigkeit durch die Einfahrt, die beiden Tatverdächtigen nur schemenhaft erkennbar, die Körper gebeugt, damit ihre Gesichter nicht zu erkennen sind.
Nach vier Tagen Flucht haben sich die beiden Schläger von Bahrenfeld gestellt. Der Fahndungsdruck mit Fotos und Videos aus einer Überwachungskamera des Metrobusses, in dem sie den 19-jährigen Marcel F. (siehe Beistück) bewusstlos geprügelt und getreten hatten, war wohl so stark geworden, dass sie sich den Ermittlern stellten, bevor diese zugegriffen hätten.
Über die beiden Heranwachsenden ist nicht viel bekannt, zumal sie bislang die Aussage verweigern. Beide werden wohl aufgrund ihres Alters nach dem Jugendstrafrecht verurteilt. Was die Polizei zudem dazu anhält, nur äußerst spärlich Informationen über die beiden Täter herauszugeben.
Auch in ihrer Nachbarschaft ist nur wenig über sie bekannt: Die Fenster der Wohnung im Erdgeschoss des Hauses an der Ebertallee sind mit Vorhängen abgehängt. In diesem unattraktiven graugelben Saga-Zweigeschosser wohnt der 20-Jährige, den die Polizei als Haupttäter definiert und gegen den bereits ein Haftbefehl existiert.
Der schwarzhaarige Heranwachsende, dessen Familie aus dem arabischen Raum stammt, soll den Übergriff gegen Marcel F. angeführt haben. Er war es, wie auf dem Überwachungsvideo zu erkennen ist, der sich von dem ein Jahr Jüngeren derart provoziert fühlte, dass er kurz darauf auf ihn einprügelte. An der Ebertallee, wo er vermutlich erst seit ein paar Monaten wohnt, ist er ein unbeschriebenes Blatt. Nachbarn kennen den Fall aus den Medien, doch den Täter selbst, der direkt neben ihnen wohnte, kennen sie nicht.
Philipp R., der blonde Kumpane, ist am Langenfelder Damm in Eimsbüttel zu Hause. Wie der Haupttäter besitzt er die deutsche Staatsbürgerschaft, seine Familie stammt aus dem früheren Jugoslawien.
Sollten sich die schweren Vorwürfe bestätigen, droht ihnen eine lange Gefängnisstrafe. Wie das Abendblatt erfuhr, werden beide heute Morgen dem Haftrichter vorgeführt. Und aller Voraussicht nach werden sie bis zum Prozessbeginn in Untersuchungshaft bleiben müssen.
Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) lobte gestern die Arbeit der Polizei und betonte die Bedeutung von Videoüberwachung bei der Aufklärung von Straftaten. "Ich danke den Beamten für ihre sehr gute Ermittlungsarbeit. Die schnelle Tataufklärung macht ein weiteres Mal deutlich, wie wichtig Videoüberwachung an Kriminalitätsbrennpunkten, aber auch in Bussen, Bahnen und auf Bahnhöfen für die Sicherheitsbehörden ist", erklärte der Innensenator in einer Pressemitteilung. "Die Brutalität, mit der die Täter vorgegangen sind, hat mich tief erschüttert." Dass Menschen so rücksichtslos sein könnten und einen jungen Mann ohne jede Hemmschwelle derart schwer verletzten, sei durch nichts zu rechtfertigen.