Gewinnen Sie mehr Kraft und Kondition, mehr Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination durch Karate, Judo, Taekwondo, Aikido und Co.

Der Angriff kommt von vorn und überfallartig. Mit erhobenem Holzmesser stürzt Andrea Hagedorn auf ihr Opfer zu. Nur einen Sekundenbruchteil später findet sich die Waffe in der Hand von Denise Commandeur (50) und die Angreiferin auf der Matte wieder. Scheinbar ohne Kraftaufwand ist die Aikido-Lehrerin ausgewichen, eine Bewegung so rund und fließend wie das japanische Schriftzeichen, das gerahmt an der Wand lehnt.

"Es bedeutet: Herz und Geist", erklärt Commandeur. Es ist dieses Verständnis von Körper und Seele als Einheit, die alle asiatischen Kampfsportarten verbindet, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Äußerlich betrachtet, zielen sie auf die waffenlose Selbstverteidigung ab. Aber sie sind eben auch Training für die Seele, wie Commandeur bei ihren Schülern immer wieder beobachten konnte: "Man entwickelt durch Aikido Selbstbewusstsein und geht mutiger durchs Leben." Nicht von ungefähr wird etwa Aikido für Management-Seminare genutzt, um die Persönlichkeit junger Führungskräfte zu stärken.

Und so gehören zu einer Trainingseinheit immer auch Phasen der Ruhe und Konzentration. "Diese meditativen Elemente haben einen positiven Effekt auf die psychische Stabilität und stärken somit auch das Immunsystem", sagt der Mediziner und ehemalige Leistungsjudoka Marc Ziegler vom Institut für Sport- und Bewegungsmedizin an der Universität Hamburg. Das lässt sich freilich schwerer nachweisen als die physiologischen Effekte: Asiatische Kampfkünste fordern und fördern Kraft und Kondition, Ausdauer und Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination. Kurz: Sie sind Anspannung und Entspannung in einem.

In Commandeurs Dojo an der Sternschanze sind keine Kampfschreie zu hören. Es ist die Konzentration, die den Raum füllt. Hier geht es nicht um Sieg oder Niederlage wie nebenan auf dem Fußballplatz. Es wären ohnehin ungleiche Duelle: Die Kursteilnehmer sind gemischt, Frauen und Männer, irgendwo zwischen 30 und 50 Jahren alt, der Kenntnisstand reicht vom weißen bis zum braunen Gurt, die Gewichtsklassen von vollschlank bis kraftvoll. Sie können alle zusammen üben, "weil es auf Timing und Koordination ankommt", sagt die Trainerin. Sie habe sogar schon Schüler gehabt, die einen Bandscheibenvorfall hinter sich hatten. "Kampfsport kann Gesundheitssport sein", sagt Commandeur. Man lerne, sich ökonomisch zu bewegen und auf den Körper zu hören.

Maruyama Koretoshi sieht schweigend zu, wie die Schüler angreifen, abwehren, abrollen. Das Bild des japanischen Gründers der Aikido-Yuishinkai-Schule, die auch Commandeur vertritt, lehnt gerahmt an der Wand. Einmal im Jahr schaut der "Sensei" persönlich im Hamburger Dojo vorbei und leitet an. Er ist 72 Jahre alt. Und wann fangen Sie an?