Die Diakonie muss Personal entlassen und Projekte aufgeben. In der Hamburger Behörde spricht man von Umschichtungen.
Hamburg. Der Senat will in Hamburg die Zahl der Ein-Euro-Jobs reduzieren. Wie die Diakonie berichtet, will die städtische Arbeitsvermittlungsstelle Team-Arbeit Hamburg die sogenannten Arbeitsgelegenheiten von 10 000 auf 8800 verringern. "Alle unsere Träger müssen Projekte schließen und fest angestellte Mitarbeiter entlassen", sagt Diakonie-Chefin Gaby Brasch. In den nächsten Monaten werde die Arbeitslosigkeit in Hamburg steigen, da sei es besonders wichtig, Ein-Euro-Jobs und Kompetenzen der Träger zu sichern.
Vom Stellenabbau besonders betroffen ist die Passage gGmbh. Hier werden arbeitslose Jugendliche und Erwachsene beschäftigt und qualifiziert, um wieder in den ersten Arbeitsmarkt zurückkehren zu können. "Wir müssen zum ersten Mal Personal entlassen", sagt Geschäftsführerin Gudrun Stefaniak. Bedroht ist auch die erfolgreiche Veddeler Schul- und Stadtteilkantine "Sloman", in der sich Schüler und Bewohner des Viertels gesund und günstig ernähren können. "Wir bekommen nur noch Service- und Reinigungspersonal - aber niemanden, der das Essen kocht", sagt Gudrun Stefaniak. Gerade auf der Veddel sei die Versorgung mit gesundem Essen jedoch besonders wichtig. Ebenfalls drastisch reduziert wird die Anzahl der Quartierslogen in Wohngebieten, in denen "Kümmerer" Hausmeisterarbeiten ausführen, für ein gutes Nachbarschaftsverhältnis und für Sicherheit sorgen. Und das Projekt "Grünbereich", bei dem Arbeitslose Brachflächen verschönern, muss ganz eingestellt werden.
In den Bezirken ist man nicht glücklich über die Einsparungen. "Wir haben eine sehr hohe Arbeitslosenquote und die meisten Fördergebiete", sagt Lars Schmidt, Sprecher des Bezirksamts Hamburg-Mitte. "Wenn jemand schon keine Arbeit hat, kann er durch Ein-Euro-Jobs in Siedlungen oder Parks doch zumindest etwas für die Nachbarschaft und seinen Stadtteil tun." In schlechten Zeiten Arbeitsgelegenheiten abzubauen würde sich nur rechtfertigen lassen, wenn sie durch effektivere Qualifikationsmaßnahmen oder die sofortige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt ersetzt würden.
"Das Träger-Leben ist schwerer geworden", gibt Natalie Hochheim, CDU-Fachsprecherin für Wirtschaft und Arbeit, zu. Das Verfahren, in dem sie sich einmal jährlich um Ein-Euro-Jobs bewerben, sei strenger und wettbewerbsorientierter geworden: So müssen die Träger ihre Ein-Euro-Jobs nach den Interessen der Stadt ausrichten und nachweisen, dass der Arbeitsplatz stadtteilbezogen ist und das Kriterium der "Zusätzlichkeit" erfüllt, also keinen regulären Arbeitsplatz gefährdet. Die Absenkung der Ein-Euro-Jobs ist Bestandteil des Koalitionsvertrags zwischen CDU und GAL. Weil der Senat zusätzlich 1000 sozialversicherungspflichtige Jobs in den Stadtteilen schaffen will, spricht Michael Ahrens von der Behörde für Arbeit von einer "fachlichen Umsteuerung" statt einer Stellenreduzierung.