Zudem geben viele auf. DGB spricht von der “erfolglosesten Maßnahme, die wir haben“.

Hamburg. Mehr als die Hälfte der Hamburger Hartz-IV-Empfänger, die in diesem Jahr einen Ein-Euro-Job machen sollten, haben diesen abgelehnt oder vorzeitig abgebrochen. Das bestätigte die Arbeitsgemeinschaft "team.arbeit.hamburg" dem Abendblatt.

Laut Statistik haben bis Mitte Oktober 25 476 Hartz-IV-Empfänger einen Ein-Euro-Job zugeteilt bekommen - aber nur 15 413 (rund 60 Prozent) traten die Maßnahme auch an. Von diesen wiederum gibt jeder Zweite vorzeitig auf. Das bedeutet: Nur etwa jeder Vierte der Aufgeforderten beendet den Ein-Euro-Job tatsächlich.

Angesichts dieser Zahlen zieht der DGB eine vernichtende Bilanz: "Das ist die erfolgloseste arbeitsmarkpolitische Maßnahme, die wir haben", sagte Sprecher Axel Brower-Rabinowitsch dem Abendblatt. "Nur rund 15 Prozent der Ein-Euro-Jobber kommen im ersten Arbeitsmarkt unter. Wir sollten das Geld lieber besser nutzen."

Bundesweit haben in diesem Jahr rund 300 000 Menschen einen Ein-Euro-Job aufgenommen. Ziel der Maßnahme ist es, Langzeitarbeitslose an eine Beschäftigung heranzuführen und einen Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Während der Maßnahme erhalten die Teilnehmer zusätzlich zu ihren Hartz-IV-Bezügen einen Stundenlohn von ein bis zwei Euro. Die Kosten von rund 65 Millionen Euro jährlich trägt die Bundesagentur für Arbeit.

In Hamburg haben im laufenden Jahr von den 15 413 Teilnehmern der Maßnahme fast 80 Prozent der Jugendlichen und mehr als 50 Prozent der Erwachsenen das Programm vor Ende der sechs- bis zehnmonatigen Laufzeit abgebrochen, oft ohne einen Grund anzugeben. Dies hat oft Konsequenzen: Abbrecher müssen mit Kürzung der Bezüge um bis zu 30 Prozent rechnen. Denn Hartz-IV-Empfänger sind verpflichtet, einen Ein-Euro-Job anzunehmen, soweit dieser nicht unzumutbar ist.

Allerdings: Einige gehen auch, weil sie einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz gefunden haben oder krank werden.

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Natalie Hochheim, sagte dem Abendblatt: "Die Zahlen der Verweigerer und Abbrecher sind zu hoch. Das müssen wir ändern." Ihre SPD-Kollegin Elke Badde glaubt dennoch an den Sinn der Maßnahme. "Es geht darum, die Menschen an einen geregelten Tagesablauf heranzuführen."

Auch die Hamburger Arbeit-Beschäftigungsgesellschaft (HAB), die das Ein-Euro-Programm umsetzt, sieht es positiv. "16 Prozent der Erwachsenen und elf Prozent der Jugendlichen wechseln in ein Arbeitsverhältnis", sagt HAB-Chef Gert Kekstadt. "Das ist für uns wichtiger als die Abbrecherquote."