Bei der Vorstellung des neuen starken Mannes gab es kaum Neues über das Prestigeprojekt - aber dafür viel Optimismus.

Der Eröffnungstermin und die Kosten der Elbphilharmonie bleiben weiter im Unklaren. Und so blieb dem neuen Projektleiter und Chef der städtischen Realisierunsggesellschaft (ReGe) Heribert Leutner bei seiner Vorstellung in der Kulturbehörde kaum etwas anderes übrig, als Optimismus zu verbreiten. "Wir werden um die gute Sache Elbphilharmonie kämpfen", kündigte er an. Mit externem Sachverstand und mehr Personal. Leutner ist ein alter Bekannter, denn bis vor gut einem Jahr hatte er das Projekt mitgeplant, das er nun einrenken und retten soll. Er ist ab Sonnabend Nachfolger seines ehemaligen Chefs: Hartmut Wegener, den Bürgermeister Ole von Beust (CDU) Ende September gefeuert hatte.

Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos), die ihn begleitete, sah sichtlich angespannt aus, als sie den Sitzungssaal 407 ihrer Behörde betrat. Die vergangenen Wochen und die herbe Kritik am Management des Prestigeprojekts Elbphilharmonie haben deutliche Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen - doch nun soll ja alles besser werden. Wirkliche Neuigkeiten hatten die beiden nicht zu verkünden. Nur so viel: "Ich kann Ihnen aber sagen, dass alle Szenarien, die wir zurzeit mit Hochtief verhandeln, eine Baufertigstellung in 2011 vorsehen. Ob wir 2011 dann auch eröffnen werden, kann im Moment aber noch niemand sagen", sagte von Welck. Neben den beiden saß Johann C. Lindenberg, der neue Aufsichtsratsvorsitzende der Bau KG, der einräumte, man habe die Komplexität des Großprojekts unterschätzt.

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Immerhin: Man wolle der Bürgerschaft am 26. November möglichst viele Zwischenstände und im Idealfall sogar belastbare Fakten vorlegen, kündigte die Kultursenatorin an. Wieder einmal. Man habe bei den Verhandlungen große Fortschritte erzielt, der Baukonzern Hochtief sei an einer konstruktiven Lösung interessiert, hieß es. Nun sollen die Planungsleitlinien Termin- und Kostensicherheit sein, so die Senatorin. Auf die Nachfrage, welche es wohl vorher gewesen seien, entgegnete sie: "Das ist eine gute Frage. Das habe ich mich auch gefragt, als ich das Projekt übernommen habe."

Leutner räumte ein, das Projekt sei "in einem schöneren Zustand" gewesen, als er es seinerzeit verlassen habe. Er sei in den Wochen nach seiner Rückrufaktion bereits bei Verhandlungen über Kostensteigerungen und Verantwortlichkeiten dabei gewesen, von Stillstand an dieser Stelle könne also keine Rede sein.

Andererseits wollte er zu den aus dem Ruder gelaufenen Verhandlungen und dem Rauswurf seines Ex-Chefs Hartmut Wegener jetzt nichts Konkretes sagen.

Auf die ausführende Umsetzung ihrer Entwürfe durch die Star-Architekten Herzog & de Meuron angesprochen, meinte Leutner: "Da haben besonders kreative Büros vielleicht nicht ihre Stärke."

Karin von Welcks Urteil über ihr Krisenmanagement: "Man kann es jetzt nicht anders machen." Gibt es ein Ausstiegsszenario, falls Kosten oder Probleme über derzeit führende Köpfe wachsen? Es folgte eine ausweichende Antwort. Gibt es eine Qualitätsgarantie für die architektonische Güte, oder wird dort der Rotstift angesetzt? Heribert Leutner: "Mit dem Wort Garantie habe ich ein grundsätzliches Problem."


Weiterer Bericht und Kommentar: S. 9

Alle Informationen und noch mehr Fotos finden Sie im Internet unter www.abendblatt.de/elbphilharmonie

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