Dieter Bohlen kam nicht nach Hamburg - und kaum einer der Kandidaten eine Runde weiter.

Ohne Nummer bist du nichts bei "Deutschland sucht den Superstar". Das merken die Casting-Kandidaten, die vor dem Interconti-Hotel an der Fontenay Schlange stehen, ziemlich schnell. Einchecken, Fragebogen ausfüllen, Nummer aufs T-Shirt kleben, und dann ab in den Wartesaal. Nicht rauchen, nicht fotografieren und bloß nicht den zugeteilten Raum verlassen, bis dann der "Call" vor die Jury kommt: "Die Kimberly und der Kevin bitte noch." Kein Scherz, so ist das wirklich bei der erfolgreichsten Castingshow im Deutschen Fernsehen.

Rund 3000 Leute sind zum Vorsingen an zwei Tagen nach Hamburg gekommen. Amy Winehouse-Doubles flitzen nervös durch die Hotelflure, ein Hüne mit ebenso freiem wie tätowierten Oberkörper posiert vor Christina- Aguilera-Lookalikes. Superstar - für viele Jugendliche ist das immer noch ein ernst zu nehmender Berufswunsch. Noch ist die Stimmung locker, von Konkurrenz keine Spur. Unter riesigen Kronleuchtern sitzen kleine Grüppchen wie ums Lagerfeuer mit der Gitarre, trällern Cranberries-Songs oder "Walking On Sunshine". Jolitta (21) ist eigentlich Azubi in der Gastronomie. "Aber ich hasse meinen Job." Deswegen hofft sie, bei "DSDS" entdeckt zu werden. Die meisten der 16- bis 30-Jährigen können durchaus singen, tanzen, ein Instrument spielen. Wie Pascal (19), der Mann an der Gitarre. Er hat "How You Remind Me" von Nickleback zum Besten gegeben. "Die RTL-Jury hat sogar mitgewippt." Eine Jury der Unbekannten - Dieter Bohlen und C. steigen erst in der nächsten Runde ein. Ob es gereicht hat, wird am Abend verkündet.

Pascals Nachbarin Sabine ist so gar nicht locker: "Du musst ein Kampfterrier sein, um hier weiterzukommen." Kein Zweifel, dass die rothaarige Lübeckerin das will. Auch Yvonne Novak (43) findet, dass es bei "DSDS" ganz "schön hart ist". Ihre Tochter Kimberly versucht zum zweiten Mal weiterzukommen. Im richtigen Leben besucht sie die Fremdsprachenschule. Ihr Talent fiel zum ersten Mal beim Karaokesingen auf der Silvesterparty auf. Ob RTL das genauso sieht?

Eine, die zwischen den aufgeregten Girlies und Gitarren-Freaks auffällt, ist Giulia (20) aus Münster. Die schicke Blondine mit dem "Coquine"-Tattoo (Belgisch für "freche Göre"), ist schon fast ein Profi. In Köln und Barcelona tritt sie als "Entertaining Act" auf: Sie singt Soul zu House-Music - in der Szene gerade total angesagt. Sie ist eine der wenigen, die zum nächsten Casting eingeladen werden. "Ich will möglichst in die Motto-Shows kommen", sagt sie. Wer weiß: Vielleicht wird am Ende aus der "8662" auf ihrem schwarzen T-Shirt eine ganz große Nummer.