Der neue Chef der Realisierungsgesellschaft kommt nicht aus seinem Vertrag. Verspätung treibt Kosten in die Höhe.

Jeder weitere Tag Verzögerung kostet Abertausende Euro. Und doch geht es bei den Verhandlungen zwischen der Stadt, den Architekten und der Firma Hochtief über die Probleme beim Bau der Elbphilharmonie nicht voran. Vier Wochen ist es her, dass Bürgermeister Ole von Beust (CDU) den Chef des Realisierungsgesellschaft, Hartmut Wegener, feuerte - nachdem deutlich geworden war, dass das Konzerthaus in der HafenCity wohl mindestens 100 Millionen Euro teurer wird als die bisher veranschlagten 241,3 Millionen Euro. Zugleich sollte ein mit Fachleuten besetzter "Bauausschuss" fortan die Stadt beraten - und Staatsrat Volkmar Schön (CDU) als Chef des Aufsichtsrats der verantwortlichen Bau KG abgelöst werden.

Und was ist seither passiert? Wenig. Weder hat der zum Wegener-Nachfolger gekürte Heribert Leutner seinen Job angetreten - er verhandelt noch immer mit seinem bisherigen Arbeitgeber über eine Freistellung. Noch hat das Expertengremium "Bauausschuss" seine Arbeit aufgenommen. Und der neue Aufsichtsratschef, Unilever-Vorstand Johann C. Lindenberg, hat seinen neuen Posten erst vor wenigen Tagen angetreten - nachdem Staatsrat Schön das Amt erst am 9. Oktober niedergelegt hatte.

Das geht aus der Antwort des Senates auf eine Kleine Anfrage des SPD-Abgeordneten Thomas Böwer und Auskünften der Behörden hervor.

Und nicht nur das. Wie sich aus der Antwort ebenfalls ergibt, war Bürgermeister von Beust persönlich bereits Anfang Juli über die Streitigkeiten zwischen den Beteiligten und die Kostenexplosion beim Konzerthaus informiert. Denn dort heißt es, von Beust sei "informell" vom Staatsrat über "den Baufortschritt und die Kostenentwicklung" informiert worden. Und: "Weiterhin ist der Erste Bürgermeister in Vorbereitung von zwei Gesprächsterminen mit Vertretern des Generalplaners und des Generalunternehmers, die am 1. Juli und am 29. Juli 2008 stattfanden, umfassend über den Projektstand in Kenntnis gesetzt worden."

SPD-Mann Böwer fragt nun: "Warum hat der Bürgermeister dann angesichts der desaströsen Lage bei dem Projekt nicht sofort gehandelt, sondern alle Beteiligten noch monatelange weiterwursteln lassen?" Die Stadt sei beim Thema Elbphilharmonie kopflos. Böwers Fazit: "Von Beust macht uns die Elbphilharmonie mehr teuer als lieb."

Senatssprecher Christof Otto weist die Kritik, es sei nicht schnell genug reagiert worden, zurück. "Das ist Unfug", so der Von-Beust-Sprecher. In dem Gespräch seien Absprachen zur raschen Lösung der "rechtlichen, tatsächlichen und atmosphärischen Probleme" auf der Großbaustelle getroffen worden. Diese sei dann auch sofort in Angriff genommen worden. Und die Sprecherin von Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos), Susanne Frischling, beteuert, die Behörde tue alles zur Beschleunigung.

Fakt aber ist: Derzeit gibt es auf städtischer Seite in Sachen Elbphilharmonie keine Entscheider. Und ohne Entscheider sind schwerlich Entscheidungen zu erwarten, bei denen es um Hunderte von Millionen geht.

Bei Hochtief begrüßt man zwar die angekündigte Verstärkung der städtischen Partner durch Wirtschaftsexperten. Mit den Zeitabläufen ist man aber wohl nicht glücklich. Bereits im Juli hatte das Unternehmen ein Maßnahmenpaket zur Baubeschleunigung vorgelegt. Entschieden wurde darüber bisher nicht.

Ob in der Elbphilharmonie, wie geplant, ab 2011 gegeigt wird, scheint heute unsicherer denn je.